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Goldschmidt, Victor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1921, 12. Abhandlung): Über Complikation und Displikation — Heidelberg: Winter, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.56266#0055
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Uber Complikation und Displikation.

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holen, indem ein jüngeres Glied sich wieder gabelt. Die Furkation
kann sich, immer feinere Glieder erzeugend, ins Unendliche fort-
setzen. Die Gesamtheit der Glieder bilden eine Einheit, ihr Wesen
drückt sich als eine mathematische Funktion aus. Wir nennen sie
Furkal-Funktion.
Innerhalb jeder Gabel kann sich die innere Differenzierung
vollziehen. Das ist in der Natur häufig. Die innere Differenzierung
in der Gabel geschieht in der Regel nach dem Gomplikationsgesetz.
Es sind aber auch andere Gesetze der inneren Differenzierung
denkbar.
Ein Bild der tausendfach wiederholten Furkation, die bei immer
feiner werdender Differenzierung ein gegliedertes Ganze bildet, ist
der Baum mit Stamm, Ästen, Zweigen und Zweiglein.
Die Furkation kann sich in der Ebene oder im Raum
vollziehen. In der Ebene erscheint sie meist als Bifurkation,
d. h. Bildung einer zweizinkigen Gabel. Die inneren Zinken der
Gabel bilden sich durch innere Differenzierung (Implikation). Es
kommt auch zyklische Furkation in der Ebene vor, unter gleich-
zeitiger Bildung mehrerer Gabeln. Ebenso im Raum. Solche zyk-
lische Furkation findet sich bei den Krystallen. Sie liefert die An-
fangsrichtungen (Primärknoten), zwischen denen sich die Formen-
entwicklung nach dem Gesetz der Complikatiön vollzieht. Bei den
Krystallen können wir den Vorgang studieren, aber auch in anderen
Gebieten.
Anmerkung. Die zyklische Furkation bei den Krystallen ist vielleicht besser
als Displikation aus der Kraftsphäre aufzufassen.
Furkation und Complikation in der Natur. Die Furkation
ist der Typus für eine große Zahl von EntwicklungsVorgängen in


der Natur. Nach ihr bilden sich die Äste und Zweige (Fig. 34).
Die Urgabel (als Werkzeug) mit ihren zwei Zinken ist ein gegabel-
ter Ast. Im Anschluß an solche Verzweigung bilden wir Stamm-
 
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