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W. DeECKE:
westlichen Tethysdrift. Für seine Ausdehnung wird von großer Bedeutung
gewesen sein, ob die baltische Straße, d. h. die wiederholt auftretende
Verbindung der westeuropäischen mit den östlichen Meeresräumen be-
stand oder unterbrochen war. Wir haben sie z. B. im Callovien, im Ceno-
man, im Mitteloligocän und werden sehen, wie sich damit die Verteilung
der Sedimente jeweils ändert. Diese Straße hatte die Funktion des
heutigen Ärmelkanals und führte in das Moskauer Becken, gerade so wie
der Kanal in Nord- und Ostsee. Auch die wechselnde Gestaltung der
mitteleuropäischen Untiefen, Korallen- und Oolithriffe, der Inseln usw.
beeinflußte die Strömung. Wir haben auch sie als eine warme aufzu-
fassen, vielleicht etwas kühler als die Tethysdrift, weil sie einen Bogen
nach dem Nordpole zu beschreiben hatte; deshalb bot sie anderen Tier-
formen Lebensbedingungen, ohne jedoch die südlichen Gruppen ganz
auszuschalten, da wir ja Ammoniten, Hippuriten, Nummuliten usw. in
den Bereich dieses Kreisstromes einwandern sehen.
Im Mesozoikum besaß das Meer im heutigen atlantischen Ozean
ganz verschieden weite Ausdehnung. Zur Triaszeit fehlen sowohl in
den Oststaaten Nordamerikas als auch in Europa (England und Frank-
reich) alle Sedimente des freien Meeres, so daß dieses schwerlich in die
Breiten zwischen 40 und 60 Grad eindrang. Zur Jura- und Unterkreide-
zeit haben wir sicher westlich von Europa offene See und sehen dann,
daß im Cenoman das Meer immer weiter nach Norden vorgreift, so daß
das Untertauchen der Landbrücke im Norden des jetzigen Ozeans zur
Tertiär- und Diluvialzeit nur den Fortgang einer seit dem Perm langsam
in gleichartigem Sinne vor sich gehenden Einmuldung darstellt. Der
Gestalt dieses werdenden Ozeans schmiegten sich die Meeresströmungen
an und brachten Wärme und Feuchtigkeit mit zunehmendem Maße in
die amerikanisch-atlantische Festlands- oder Inselwelt hinein.
Wichtig wurde dieser Vorläufer des Golfstroms durch
seine Sedimentzufuhr. Auf dem Wege längs der mesozoischen Nord-
atlantis nahm er viel feines Material als Trübe mit und verschleppte dies
in die mitteleuropäische Inselwelt, lagerte es dort als Tonschlick ab und
lieferte, was wir später im einzelnen sehen werden, die so charakteristi-
schen und nur dadurch erklärbaren Tonfazies-Ablagerungen.
In dem Gürtelmeere machten sich auch die Gezeiten deutlich bemerk-
bar und zwar durch eine von Osten nach Westen fortschreitende Flut-
welle. Wenn nun diese aus der Tethys von Süden her in das europäische
Insel- und Schelfmeer vordrang, z. B. im Rhaet, Lias und in der Unter-
kreide, so mußten die dadurch entstandenen NW. gerichteten Strömungen
dem nordatlantischen Kreisstrom hemmend entgegenlaufen und diesen
W. DeECKE:
westlichen Tethysdrift. Für seine Ausdehnung wird von großer Bedeutung
gewesen sein, ob die baltische Straße, d. h. die wiederholt auftretende
Verbindung der westeuropäischen mit den östlichen Meeresräumen be-
stand oder unterbrochen war. Wir haben sie z. B. im Callovien, im Ceno-
man, im Mitteloligocän und werden sehen, wie sich damit die Verteilung
der Sedimente jeweils ändert. Diese Straße hatte die Funktion des
heutigen Ärmelkanals und führte in das Moskauer Becken, gerade so wie
der Kanal in Nord- und Ostsee. Auch die wechselnde Gestaltung der
mitteleuropäischen Untiefen, Korallen- und Oolithriffe, der Inseln usw.
beeinflußte die Strömung. Wir haben auch sie als eine warme aufzu-
fassen, vielleicht etwas kühler als die Tethysdrift, weil sie einen Bogen
nach dem Nordpole zu beschreiben hatte; deshalb bot sie anderen Tier-
formen Lebensbedingungen, ohne jedoch die südlichen Gruppen ganz
auszuschalten, da wir ja Ammoniten, Hippuriten, Nummuliten usw. in
den Bereich dieses Kreisstromes einwandern sehen.
Im Mesozoikum besaß das Meer im heutigen atlantischen Ozean
ganz verschieden weite Ausdehnung. Zur Triaszeit fehlen sowohl in
den Oststaaten Nordamerikas als auch in Europa (England und Frank-
reich) alle Sedimente des freien Meeres, so daß dieses schwerlich in die
Breiten zwischen 40 und 60 Grad eindrang. Zur Jura- und Unterkreide-
zeit haben wir sicher westlich von Europa offene See und sehen dann,
daß im Cenoman das Meer immer weiter nach Norden vorgreift, so daß
das Untertauchen der Landbrücke im Norden des jetzigen Ozeans zur
Tertiär- und Diluvialzeit nur den Fortgang einer seit dem Perm langsam
in gleichartigem Sinne vor sich gehenden Einmuldung darstellt. Der
Gestalt dieses werdenden Ozeans schmiegten sich die Meeresströmungen
an und brachten Wärme und Feuchtigkeit mit zunehmendem Maße in
die amerikanisch-atlantische Festlands- oder Inselwelt hinein.
Wichtig wurde dieser Vorläufer des Golfstroms durch
seine Sedimentzufuhr. Auf dem Wege längs der mesozoischen Nord-
atlantis nahm er viel feines Material als Trübe mit und verschleppte dies
in die mitteleuropäische Inselwelt, lagerte es dort als Tonschlick ab und
lieferte, was wir später im einzelnen sehen werden, die so charakteristi-
schen und nur dadurch erklärbaren Tonfazies-Ablagerungen.
In dem Gürtelmeere machten sich auch die Gezeiten deutlich bemerk-
bar und zwar durch eine von Osten nach Westen fortschreitende Flut-
welle. Wenn nun diese aus der Tethys von Süden her in das europäische
Insel- und Schelfmeer vordrang, z. B. im Rhaet, Lias und in der Unter-
kreide, so mußten die dadurch entstandenen NW. gerichteten Strömungen
dem nordatlantischen Kreisstrom hemmend entgegenlaufen und diesen