Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit.
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wir in gleichen Gesteinen die Agnostus, Peltura und Zhcfa/onema-Faunen
von Kristiania-Schonen in breitem Bande über Öland und Vestergötland
bis nach Estland verfolgen, wie später sich am Rande der See die Faunen
der Leptaenakalke oder der Pentameruskalke in Dalarne und ähnlich in
den baltischen Provinzen wiederfinden. Diese nördliche Uferströmung
lief wohl um Nordfinnland herum nach Nordosten.
Für die südliche silurische Meeresstraße fehlt es an Verbindungs-
stellen zwischen Böhmen und Südfrankreich und Spanien, so daß dabei
jede Kombination eben nur eine Behauptung bleibt. Eines erscheint mir
an der nördlichen von Wichtigkeit, nämlich eine Meeresbewegung gegen
Nordosten, welche über die westliche und südliche Ostsee warmes Wasser
zuführte und vielleicht dadurch die Korallen bis Gotland gedeihen ließ.
Aber wir müssen gerade in diesem Falle vorsichtig sein, weil wir über die
biologischen Verhältnisse der Tetrakorallen gar nichts w’issen und solche
in späterer Zeit sogar bis Spitzbergen verbreitet sehen. Ich spreche hier
bloß von Möglichkeiten. Immerhin sind der innige Zusammenhang des
britischen und skandinavischen Cambro-Silurs und seine weitgehenden
Beziehungen zum nordamerikanischen Silur auffällig.
Im Devon beginnt die Herausbildung der zusammenhängenden nord-
atlantischen oder kanadisch-skandinavischen Festlandmasse und damit
der eigentliche Anfang des Gürtelmeeres, das aber noch weiter im Norden
lag als später. Denn am Ende des Silurs beschränkte sich die kaledonische
Faltung auf Schottland und Westskandinavien, um erst während des
Devons ihre Wirkungen immer weiter nach Südosten vorzuschieben.
Auffallen muß das Auftreten der Calceolafauna in Mittelasien mit den-
selben Formen wie bei uns, wozu in Armenien und im Ural einige Binde-
glieder vorhanden sind. Die Calceola gerade ist ein bodenständiger
Typus, der wegen seiner fremden Form als Leitfossil brauchbar und auf
Meeresströmungen bei seiner Verbreitung angewiesen ist. Sie zeigt zum
ersten Male die Neigung solcher spezialisierten Formen, sich gürtel-
förmig um die Erde zu verteilen. Auf der Südhalbkugel haben in Süd-
afrika und Südamerika die Conularien eine ähnliche, aber anscheinend
flächenartigere Verbreitung, deren Verfolgung heute einerseits durch den
Indischen Ozean, andererseits durch den Pazifik abgeschnitten wird.
Im Karbon geben die Productiden und vor allem die Fusuliniden
Anhaltspunkte für Strömungen. Bei diesen Foraminiferen ist fraglich,
ob sie schwammen und dann durch das Wasser verschleppt und zusam-
mengetragen wurden. Für die südostalpinen Fusulinenkalke möchte ich
dies Verhalten annehmen, weil die inzwischen im Mittelkarbon auf-
gefalteten Alpen mit ihren Ketten in die osteuropäische offenere See
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wir in gleichen Gesteinen die Agnostus, Peltura und Zhcfa/onema-Faunen
von Kristiania-Schonen in breitem Bande über Öland und Vestergötland
bis nach Estland verfolgen, wie später sich am Rande der See die Faunen
der Leptaenakalke oder der Pentameruskalke in Dalarne und ähnlich in
den baltischen Provinzen wiederfinden. Diese nördliche Uferströmung
lief wohl um Nordfinnland herum nach Nordosten.
Für die südliche silurische Meeresstraße fehlt es an Verbindungs-
stellen zwischen Böhmen und Südfrankreich und Spanien, so daß dabei
jede Kombination eben nur eine Behauptung bleibt. Eines erscheint mir
an der nördlichen von Wichtigkeit, nämlich eine Meeresbewegung gegen
Nordosten, welche über die westliche und südliche Ostsee warmes Wasser
zuführte und vielleicht dadurch die Korallen bis Gotland gedeihen ließ.
Aber wir müssen gerade in diesem Falle vorsichtig sein, weil wir über die
biologischen Verhältnisse der Tetrakorallen gar nichts w’issen und solche
in späterer Zeit sogar bis Spitzbergen verbreitet sehen. Ich spreche hier
bloß von Möglichkeiten. Immerhin sind der innige Zusammenhang des
britischen und skandinavischen Cambro-Silurs und seine weitgehenden
Beziehungen zum nordamerikanischen Silur auffällig.
Im Devon beginnt die Herausbildung der zusammenhängenden nord-
atlantischen oder kanadisch-skandinavischen Festlandmasse und damit
der eigentliche Anfang des Gürtelmeeres, das aber noch weiter im Norden
lag als später. Denn am Ende des Silurs beschränkte sich die kaledonische
Faltung auf Schottland und Westskandinavien, um erst während des
Devons ihre Wirkungen immer weiter nach Südosten vorzuschieben.
Auffallen muß das Auftreten der Calceolafauna in Mittelasien mit den-
selben Formen wie bei uns, wozu in Armenien und im Ural einige Binde-
glieder vorhanden sind. Die Calceola gerade ist ein bodenständiger
Typus, der wegen seiner fremden Form als Leitfossil brauchbar und auf
Meeresströmungen bei seiner Verbreitung angewiesen ist. Sie zeigt zum
ersten Male die Neigung solcher spezialisierten Formen, sich gürtel-
förmig um die Erde zu verteilen. Auf der Südhalbkugel haben in Süd-
afrika und Südamerika die Conularien eine ähnliche, aber anscheinend
flächenartigere Verbreitung, deren Verfolgung heute einerseits durch den
Indischen Ozean, andererseits durch den Pazifik abgeschnitten wird.
Im Karbon geben die Productiden und vor allem die Fusuliniden
Anhaltspunkte für Strömungen. Bei diesen Foraminiferen ist fraglich,
ob sie schwammen und dann durch das Wasser verschleppt und zusam-
mengetragen wurden. Für die südostalpinen Fusulinenkalke möchte ich
dies Verhalten annehmen, weil die inzwischen im Mittelkarbon auf-
gefalteten Alpen mit ihren Ketten in die osteuropäische offenere See
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