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IV. DeECKE:
Lias die Spiriferinen und Austern, Pleuromyen, Aviculiden, Gervillien,
Pectiniden, Limiden, Nuculiden usw. Allmählich wandern zu die Phola-
domyen, Trigonien, Inoceramen, Astarten, die Cardien, die Nerineen
u. a. m.; auch versuchen Formen wie die Koninckiniden (Leptänabeds)
und dort sich anzusiedeln. — Nach meiner Meinung wären zwei ver-
schiedene Formenelemente, eine ostasiatische und eine nordatlantische
Gruppe zu unterscheiden. Für die letzte weiß ich keinen besseren Namen;
vielleicht darf man amerikanische Gruppe sagen, weil viele dieser Ge-
schlechter im Jura Südamerikas ebenso vorkommen wie bei uns. Von
der ersten Gruppe sei folgendes angeführt: Höchst interessant ist die
Übereinstimmung der Astarten des Doggers von Misol mit unseren Unter-
doggerformen, zweitens die dortige Blüte der Inoceramen, welche bei
uns in den Polyplocus-Schichten vorübergehend Platz finden, dann aber
wieder auf lange Zeit zurücktreten, bis die Cenomantransgression die
großen konzentrisch gerippten Formen abermals bringt. Merkwürdig
ist drittens das Auftreten der Durgafauna in den Molukken, im Vicentin
und zentralen Frankreich, die auf weite und ziemlich rasche Verschlep-
pung der Keime in dem Tethysstrome hindeutet, wobei geeignete Stellen
kolonieartige Gebilde aufkommen ließen. Eine in der Thetys und Zentral-
europa dem oberen Lias gleichmäßig angehörende Ammonitenform stellt
Hildoceras bifrons dar, welche als Leitfossil für die Stufe gelten muß,
im Gegensatz zu so vielen anderen Juraammoniten, welche in ihrer
Variabilität ausgesprochenen Lokaltypus tragen. Auch die Aspidoceraten
des Malm (A. acanthicum) wären hier zu nennen und, wie lang bekannt,
die Phylloceraten und Lytoceraten, welche mit ihrem Auftreten im Lias
und Dogger Mitteleuropas deutlich den Charakter von gelegentlichen Ein-
wanderern zeigen. Von ihnen sind nur vorübergehend an der Lias-Dogger-
Grenze Lytoceraten mit mehreren Arten wirklich dort heimisch geworden,
ein Vorgang, der sich nach der Callovientransgression im unteren Malm
mit den Phylloceraten (P. tortisulcatum) wiederholt.— Der zweiten
Gruppe teile ich die meisten Myiden (Pholadomya, Goniomya), die
Trigonien, die Nerineen, die irregulären Typen der Seeigel zu. Bloß die
Myen stellen sich im Unterlias sofort ein, jedoch mit nur wenig ent-
wickelten, d. h. glatten Arten; alle anderen Familien kommen später, reich-
licher sogar erst im Dogger, gerade so, als hätten sie während des Lias in
den neu entstandenen Straßen erst eine lange Wanderung zurücklegen
müssen, ehe sie zu uns gelangten. Dabei erscheint mir von Bedeutung,
daß diese zweite Gruppe im alpinen Lias ganz fehlt, also nicht aus der
Tethys durch Pforten in Süddeutschland und im Alpenbereich in das
westeuropäische Jurameer gelangt sein kann. Sie wird von Westen durch
IV. DeECKE:
Lias die Spiriferinen und Austern, Pleuromyen, Aviculiden, Gervillien,
Pectiniden, Limiden, Nuculiden usw. Allmählich wandern zu die Phola-
domyen, Trigonien, Inoceramen, Astarten, die Cardien, die Nerineen
u. a. m.; auch versuchen Formen wie die Koninckiniden (Leptänabeds)
und dort sich anzusiedeln. — Nach meiner Meinung wären zwei ver-
schiedene Formenelemente, eine ostasiatische und eine nordatlantische
Gruppe zu unterscheiden. Für die letzte weiß ich keinen besseren Namen;
vielleicht darf man amerikanische Gruppe sagen, weil viele dieser Ge-
schlechter im Jura Südamerikas ebenso vorkommen wie bei uns. Von
der ersten Gruppe sei folgendes angeführt: Höchst interessant ist die
Übereinstimmung der Astarten des Doggers von Misol mit unseren Unter-
doggerformen, zweitens die dortige Blüte der Inoceramen, welche bei
uns in den Polyplocus-Schichten vorübergehend Platz finden, dann aber
wieder auf lange Zeit zurücktreten, bis die Cenomantransgression die
großen konzentrisch gerippten Formen abermals bringt. Merkwürdig
ist drittens das Auftreten der Durgafauna in den Molukken, im Vicentin
und zentralen Frankreich, die auf weite und ziemlich rasche Verschlep-
pung der Keime in dem Tethysstrome hindeutet, wobei geeignete Stellen
kolonieartige Gebilde aufkommen ließen. Eine in der Thetys und Zentral-
europa dem oberen Lias gleichmäßig angehörende Ammonitenform stellt
Hildoceras bifrons dar, welche als Leitfossil für die Stufe gelten muß,
im Gegensatz zu so vielen anderen Juraammoniten, welche in ihrer
Variabilität ausgesprochenen Lokaltypus tragen. Auch die Aspidoceraten
des Malm (A. acanthicum) wären hier zu nennen und, wie lang bekannt,
die Phylloceraten und Lytoceraten, welche mit ihrem Auftreten im Lias
und Dogger Mitteleuropas deutlich den Charakter von gelegentlichen Ein-
wanderern zeigen. Von ihnen sind nur vorübergehend an der Lias-Dogger-
Grenze Lytoceraten mit mehreren Arten wirklich dort heimisch geworden,
ein Vorgang, der sich nach der Callovientransgression im unteren Malm
mit den Phylloceraten (P. tortisulcatum) wiederholt.— Der zweiten
Gruppe teile ich die meisten Myiden (Pholadomya, Goniomya), die
Trigonien, die Nerineen, die irregulären Typen der Seeigel zu. Bloß die
Myen stellen sich im Unterlias sofort ein, jedoch mit nur wenig ent-
wickelten, d. h. glatten Arten; alle anderen Familien kommen später, reich-
licher sogar erst im Dogger, gerade so, als hätten sie während des Lias in
den neu entstandenen Straßen erst eine lange Wanderung zurücklegen
müssen, ehe sie zu uns gelangten. Dabei erscheint mir von Bedeutung,
daß diese zweite Gruppe im alpinen Lias ganz fehlt, also nicht aus der
Tethys durch Pforten in Süddeutschland und im Alpenbereich in das
westeuropäische Jurameer gelangt sein kann. Sie wird von Westen durch