Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit.
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jenen Küstenstrom herbeigebracht sein; denn im mittleren Lias Eng-
lands kommt die erste kleine Trigonia vor, welche darauf mit Trig.
pulchella unserer Torulosustone die weite Verbreitung dieser Gattung
einleitet. Ebenso haben wir in England mit Pygaster des oberen Lias den
ersten irregulären Seeigel und ferner die ersten Korallenriffe, die Vor-
läufer der Dogger- und Malmformen; im englischen Unteroolith erlangen
die Nerineen ihre erste Blüte und werden von dort nach Südosten ver-
teilt, so daß sie im Bathonien des Breisgaus und des Schweizer Jura-
gebirges sowie lokal am Fläscher Berg im Alpenrheintal und in den
Klausschichten Südtirols erscheinen, bis sie endlich mit den Kiffen des
Untermalms gleichmäßig auf dem Bogen England—Genf heimisch werden.
Die Echinobrissus wiederholen denselben Gang, ebenso Collyrites.
Nehmen wir dazu die an den Ufersaum gebundenen Meeressaurier und
Crocodilier des englischen und deutschen Lias, welche ebenfalls früher
in England reichlicher und mannigfaltiger erschienen als bei uns, so bekom-
men wir tatsächlich eine Reihe von Tieren, welche sich von Nordwesten
her nacheinander in das mitteleuropäische Schelfmeer einschieben.
Solche Tatsachen ließen mich überhaupt die Frage stellen: Woher
unsere mitteleuropäische Liasfauna stammen mag. Mit der Tiergesell-
schaft der oberen alpinen Trias besteht doch herzlich wenig Gemein-
schaft, und ist solche vorhanden, so reicht sie sicher nicht über das
Rhaet oder die Grenzbildungen der Transgressionszone hinauf. Deshalb
war mir ungemein wertvoll die Arbeit von Joh. Böhm1) über die Trias
der Bäreninsel, wo in dem Fossilmaterial der karnischen Stufe unzweifel-
haft Typen unseres Unterlias stecken. Da bisher niemand auf diese
Beziehung hingewiesen hat, sei etwas ausführlicher darauf eingegangen.
Der Seestern, der Pentacrinus, die Terebrateln, Spirijerina Lundgreni
tragen basischen Charakter, vor allem aber gilt dies von den Zwei-
schalern. Wir haben darunter eine Gryphaea, welche direkt Vorfahr der
unterliasischen kleinen Arcuaten sein kann, ferner Limen vom Habitus
der Lima Hermanni und L. pectinoides, drittens in Pecten Oebergi die
Form des P. glaber; Avicula Bittneri kann als Vorläufer der A. contorta
angesehen werden und für A. Torelli gibt es in dem Psilonotenkalk
Analoga; Paläoneilo Tobieseni ist eigentlich eine Nucula Hammeri.
gerade so wie manche der Myophorien den Trigonien des Unterdoggers
gleichen. Die wenigen Schnecken könnten ebenso, wie hier aus der
karnischen Stufe, aus den Hettinger Sandsteinen des Lothringer Lias
stammen. Die Ammoniten sind dagegen echte Triasformen. Es liegt
’) Über die obertriadische Fauna der Bäreninsel. Kgl. Svensk Akad.
Handl. Bd. 37. Nr. 3. 1903. Stockholm.
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jenen Küstenstrom herbeigebracht sein; denn im mittleren Lias Eng-
lands kommt die erste kleine Trigonia vor, welche darauf mit Trig.
pulchella unserer Torulosustone die weite Verbreitung dieser Gattung
einleitet. Ebenso haben wir in England mit Pygaster des oberen Lias den
ersten irregulären Seeigel und ferner die ersten Korallenriffe, die Vor-
läufer der Dogger- und Malmformen; im englischen Unteroolith erlangen
die Nerineen ihre erste Blüte und werden von dort nach Südosten ver-
teilt, so daß sie im Bathonien des Breisgaus und des Schweizer Jura-
gebirges sowie lokal am Fläscher Berg im Alpenrheintal und in den
Klausschichten Südtirols erscheinen, bis sie endlich mit den Kiffen des
Untermalms gleichmäßig auf dem Bogen England—Genf heimisch werden.
Die Echinobrissus wiederholen denselben Gang, ebenso Collyrites.
Nehmen wir dazu die an den Ufersaum gebundenen Meeressaurier und
Crocodilier des englischen und deutschen Lias, welche ebenfalls früher
in England reichlicher und mannigfaltiger erschienen als bei uns, so bekom-
men wir tatsächlich eine Reihe von Tieren, welche sich von Nordwesten
her nacheinander in das mitteleuropäische Schelfmeer einschieben.
Solche Tatsachen ließen mich überhaupt die Frage stellen: Woher
unsere mitteleuropäische Liasfauna stammen mag. Mit der Tiergesell-
schaft der oberen alpinen Trias besteht doch herzlich wenig Gemein-
schaft, und ist solche vorhanden, so reicht sie sicher nicht über das
Rhaet oder die Grenzbildungen der Transgressionszone hinauf. Deshalb
war mir ungemein wertvoll die Arbeit von Joh. Böhm1) über die Trias
der Bäreninsel, wo in dem Fossilmaterial der karnischen Stufe unzweifel-
haft Typen unseres Unterlias stecken. Da bisher niemand auf diese
Beziehung hingewiesen hat, sei etwas ausführlicher darauf eingegangen.
Der Seestern, der Pentacrinus, die Terebrateln, Spirijerina Lundgreni
tragen basischen Charakter, vor allem aber gilt dies von den Zwei-
schalern. Wir haben darunter eine Gryphaea, welche direkt Vorfahr der
unterliasischen kleinen Arcuaten sein kann, ferner Limen vom Habitus
der Lima Hermanni und L. pectinoides, drittens in Pecten Oebergi die
Form des P. glaber; Avicula Bittneri kann als Vorläufer der A. contorta
angesehen werden und für A. Torelli gibt es in dem Psilonotenkalk
Analoga; Paläoneilo Tobieseni ist eigentlich eine Nucula Hammeri.
gerade so wie manche der Myophorien den Trigonien des Unterdoggers
gleichen. Die wenigen Schnecken könnten ebenso, wie hier aus der
karnischen Stufe, aus den Hettinger Sandsteinen des Lothringer Lias
stammen. Die Ammoniten sind dagegen echte Triasformen. Es liegt
’) Über die obertriadische Fauna der Bäreninsel. Kgl. Svensk Akad.
Handl. Bd. 37. Nr. 3. 1903. Stockholm.