Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit.
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nahezu fehlen. Die Hebung im Unteroligocän schnitt die Strömung ab.
Daß durch mehrere Pforten, die vielleicht in Südfrankreich lagen, die
eocäne Tethys und das Pariser Becken verbunden waren, geht aus der
Übereinstimmung vieler Arten in dem letzten mit solchen der Pyrenäen.
Provence und des Vicentiner Eocäns hervor. Es macht den Eindruck,
als läge in der Pariser Fauna eine Mischung vor, die aus zwei verschiede-
nen Gebieten herstammt. Von diesen Typen sterben die südlichen am
ersten aus, so daß im Oligocän eine einheitliche, auf Mitteleuropa be-
schränkte, durch Meeresdrift West—Ost verschleppte Fauna sich ent-
wickelt. Auch nach der weiten mitteloligocänen Transgression war keine
Beeinflussung Mittel- und Nordeuropas durch die indischen Wasser mehr
vorhanden; augenscheinlich war beim Beginn der Alpenfaltung irgendwo
zwischen Europa und Asien die Tethysströmung unterbrochen. Dies hat
Semper schon 1895 klar auseinandergesetzt. Die mitteloligocäne Fauna
ist vom Pariser Becken bis Stettin und weiter nach Polen und Podolien
hinein einheitlich, einheimisch, und ganz aus dem Eocän ableitbar. In
dem seichten, von Südrußland nach Schonen reichenden Meere muß
eine Wasserbewegung quer durch Europa zwischen der skandinavischen
Masse und der zentraleuropäischen Insel vor sich gegangen sein, jedoch
vermag ich nicht festzustellen, ob von West nach Ost oder umgekehrt,
vermute aber das erste wegen der Ableitung der Fauna aus dem west-
europäischen Eocän. Dieser Zustand bleibt im Miocän, nm daß die
Meeresverbindung nun südlich der zentraleuropäischen, mehr und mehr
der skandinavischen Masse als Vorland ungegliederten Inseln und Halb-
inseln lag. Ein vom mittleren Atlantik in die Buchten Westemopas und
das Mittelmeergebiet eindringender Strom verteilt die Molluskenformen
derart, daß die noch heute überlebenden in den afrikanisch - lusitanischen
und mediterranen Meeresteilen zu finden sind. Über Norddeutschland und
im besonderen über die Ostsee ging wieder wie im Wealden ein kräftiger
Südwasserabfluß durch ein Deltagebiet nach Westen in die Nordsee-
gegend. — Im Pliocän zerbricht endlich die nordatlantische Brücke, und
mit dem kalten Wasser dringen dessen Arten immer weiter nach Süden
vor, gelangen schließlich sogar in das Mittelmeer, wo in italienischen
Schichten die borealen Cyprina islandica, Saxicava artica und Pecten
islandicus eine Gastrolle geben. Damals hat ferner ein Einbruch des
Mittelmeerwassers durch Dardanellen und Bosporus eine Wasserver-
setzung ins Schwarze Meer erzeugt und die Fauna des salzreichen
Wassers am Rande des Beckens verbreitet.
Im Diluvium macht sich nach der Haupteiszeit der Golfstrom
bemerkbar, der durch den Kanal eindringt und das Eis teilweise zum
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nahezu fehlen. Die Hebung im Unteroligocän schnitt die Strömung ab.
Daß durch mehrere Pforten, die vielleicht in Südfrankreich lagen, die
eocäne Tethys und das Pariser Becken verbunden waren, geht aus der
Übereinstimmung vieler Arten in dem letzten mit solchen der Pyrenäen.
Provence und des Vicentiner Eocäns hervor. Es macht den Eindruck,
als läge in der Pariser Fauna eine Mischung vor, die aus zwei verschiede-
nen Gebieten herstammt. Von diesen Typen sterben die südlichen am
ersten aus, so daß im Oligocän eine einheitliche, auf Mitteleuropa be-
schränkte, durch Meeresdrift West—Ost verschleppte Fauna sich ent-
wickelt. Auch nach der weiten mitteloligocänen Transgression war keine
Beeinflussung Mittel- und Nordeuropas durch die indischen Wasser mehr
vorhanden; augenscheinlich war beim Beginn der Alpenfaltung irgendwo
zwischen Europa und Asien die Tethysströmung unterbrochen. Dies hat
Semper schon 1895 klar auseinandergesetzt. Die mitteloligocäne Fauna
ist vom Pariser Becken bis Stettin und weiter nach Polen und Podolien
hinein einheitlich, einheimisch, und ganz aus dem Eocän ableitbar. In
dem seichten, von Südrußland nach Schonen reichenden Meere muß
eine Wasserbewegung quer durch Europa zwischen der skandinavischen
Masse und der zentraleuropäischen Insel vor sich gegangen sein, jedoch
vermag ich nicht festzustellen, ob von West nach Ost oder umgekehrt,
vermute aber das erste wegen der Ableitung der Fauna aus dem west-
europäischen Eocän. Dieser Zustand bleibt im Miocän, nm daß die
Meeresverbindung nun südlich der zentraleuropäischen, mehr und mehr
der skandinavischen Masse als Vorland ungegliederten Inseln und Halb-
inseln lag. Ein vom mittleren Atlantik in die Buchten Westemopas und
das Mittelmeergebiet eindringender Strom verteilt die Molluskenformen
derart, daß die noch heute überlebenden in den afrikanisch - lusitanischen
und mediterranen Meeresteilen zu finden sind. Über Norddeutschland und
im besonderen über die Ostsee ging wieder wie im Wealden ein kräftiger
Südwasserabfluß durch ein Deltagebiet nach Westen in die Nordsee-
gegend. — Im Pliocän zerbricht endlich die nordatlantische Brücke, und
mit dem kalten Wasser dringen dessen Arten immer weiter nach Süden
vor, gelangen schließlich sogar in das Mittelmeer, wo in italienischen
Schichten die borealen Cyprina islandica, Saxicava artica und Pecten
islandicus eine Gastrolle geben. Damals hat ferner ein Einbruch des
Mittelmeerwassers durch Dardanellen und Bosporus eine Wasserver-
setzung ins Schwarze Meer erzeugt und die Fauna des salzreichen
Wassers am Rande des Beckens verbreitet.
Im Diluvium macht sich nach der Haupteiszeit der Golfstrom
bemerkbar, der durch den Kanal eindringt und das Eis teilweise zum