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Deecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1923, 1. Abhandlung): Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit — Berlin, Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.43565#0025
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Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit. 25
dies eine Anregung und ein erster, recht unvollkommener Versuch sein
mag.
Die bandförmigen Konglomerate in solchen littoralen Sandsteinen
geben uns Aufschluß über die Wasserbewegungen von den Festländern weg
zu größeren Tiefen. So schieben sich die groben Schuttmassen im hel-
vetischen Gebiet von den miocänen Alpen gegen den Bodensee vor und
aus dem Hegau umgekehrt gegen die südlicher gelegenen Meerestiefen
(Juranagelfluh). Ich glaube, daß ich mich bei diesen Dingen nicht weiter
aufzuhalten brauche, da ja jeder aus seinem Gebiete damit Bescheid
weiß.
Ebenso charakteristisch ist für die warme Tethysströmung der Absatz
der Kalksedimente seit der alpinen Trias bis zur Oberkreide, welche sich
von Spanien gürtelförmig durch das Mittelmeergebiet bis Indien er-
strecken und in Mexiko oder besser zwischen den nord- und südameri-
kanischen Massiven wiederkehren. Das ist von Bedeutung, da die in den
südeuropäischen Schichten ständigen Korallenriffe auf warmes Wasser-
hinweisen, und deshalb in einem solchen auch andere stark kalkabson-
dernde Tiere und Pflanzen wucherten (Foraminiferen, Hippuriten, Stroma -
toporen, Ellipsactinien, Stromatoporellen, Sphaerocodien usw.). Immer
wieder erscheinen sie in diesem Areal gesteinsbildend und geben Ableger
in das mitteleuropäische Meer. Ich weise als Analogon darauf hin, wie
üppig die kalkabscheidenden Florideen in den alttertiären Kalken der
alpinen, italischen und osteuropäischen Landstriche vorkommen, und fast-
ganz in den übrigen eocänen Schichten Europas fehlen. Die gesamte
Tethysströmung muß kalkhaltiger gewesen sein als die nördlichen Ge-
wässer zwischen den Inseln und Halbinseln. Dies Problem habe ich in
den „Vier Kapiteln zur petrographischen Geologie“ gestreift und bin der
Ansicht, daß dieser Kalkgehalt eine Folge der Wasserwärme ist, welche
Korallen, Kalkalgen, Bryozoen, Foraminiferen und andere kalkliebende
Organismen besonders üppig gedeihen ließ. Ihr Einbruch in die begin-
nende germanische Liassenke veranlaßte vielleicht den Arietenkalk und
die anderen einzelnen Kalkbänke. Als sich dann Zentraleuropa hob,
entstand am Rande der Untiefe von England südostwärts in herzynischer
Richtung der Bogen der oolithischen Doggersedimente und die Riff-
facies, welche sich, um die Vogesen-Schwarzwaldecke herum in varisti-
scher Erstreckung während des Malms entwickelte, ebenfalls mit Kalk-
algen aller Art und Ellipsactinien, die dem Südmeere entstammen und
durch dessen Strömung zugeführt worden waren.
Gerade im Gegensatz zu diesen Kalken stehen die mächtigen
Tone von der Jura- bis zur Tertiärzeit in Mitteleuropa. Ton nämlich
 
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