Mitteleuropäische Meeresströmungen der Vorzeit.
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baltischen Straße im Callovien bewirkt eine langsame Verbreitung der
Oolithfacies sowie der Pterocerasfauna bis Hinterpommern.
Ich halte auch die Wasser des nordatlantischen Küstenstromes für
warm, weil sie nicht durch kalte Polarströme abgekühlt waren, so daß
durch ihr Eindringen in die mitteleuropäische Inselwelt diese ein recht
mildes Klima erhielt. Darauf weisen die vielen Saurier hin, welche als
Wechselblüter üppig nur in warmem Wasser gedeihen. Crocodilier kennen
wir heute aus unserem gemäßigten Klima nicht; mit dem Aufhören der
Tethysheizung verschwinden diese Tiere völlig aus Europa; umgekehrt
stellen sich im Danien mit dem stärkeren Einschlag von südeuropäischen
Formen (Hemipneustes, Orbitoides usw.) die Pythonomorphen ein. was
wieder zu den Korallenriffen von Faxe paßt.
In den Sedimenten solcher Flachwassergebiete erscheint als eine
weitere Folge von Meeresströmungen die Anhäufung zahlloser
Muschelschalen, nämlich recent die Cardien- und Myenhaufen der
Nordsee, fossil die dichtgepackten Schalen, von Ammoniten. Dies erinnert an
manche Goniatitenkalke des ebenfalls seichten belgisch-rheinischen Kulm-
meeres. So haben wir wiederholt in den Eisenoolithen und eisenschüssigen
Kalken in dünnen Schichten Tausende von Murcliisonae-, Macrocephalus
und Reineckia-Ammoniten, die sicher zusammengetragen und mit Treib-
holz gemengt sind. Diese Uferströmungen erkennen wir wieder in den
Schaumkalken des unteren Muschelkalkes zwischen Main und Neckar,
wo sich Mergelbreccien einstellen, durchsetzt von verstreuten Encrinus-
gliedern und abgerissenen Pentacrinvs-Resten, dann in den Posidonien-
schiefern des schwäbischen Lias, wo solche Pentacriniten mit Treibholz,
mit Pflanzenfragmenten, zahllosen Ammoniten und Saurierkadavern zu-
sammengetrieben worden sind. Das gleiche tritt uns in der miocäneD
helvetisch-vindelizischen Rinne mit der Turritellenplatte und den Muschel-
sandsteinen entgegen oder in den dort lokal in unglaublicher Masse
gepackten Nerita Aa//om‘-Individuen. Analog sind die Melania strombi-
jormis-l&nke, des Wealden und die als Serpulit bekannten Zerreibsel
im Purbeck Hannovers. Es ist bisher nie versucht, diese Erscheinung
für die Feststellung von Küstenströmungen nutzbar zu machen. In der
Bodenseemolasse haben wir bei Überlingen die Muschelsandsteine mit
den versinterten Cardienhaufen, und zwar in einer nach Südosten an
Mächtigkeit wachsenden Serie nahe beieinander in verschiedener Höhe,
was beweist, daß in der gewiß nicht kurzen Bildungszeit dieser Schichten
immer wieder in dieser Gegend ein Zusammenschwemmen
toter Schalen eintrat. Auch die in Schwaben vorkommenden ,,Be-
lemnitenschlachtfelder“ gehören dahin, da schwerlich solche Masse von
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baltischen Straße im Callovien bewirkt eine langsame Verbreitung der
Oolithfacies sowie der Pterocerasfauna bis Hinterpommern.
Ich halte auch die Wasser des nordatlantischen Küstenstromes für
warm, weil sie nicht durch kalte Polarströme abgekühlt waren, so daß
durch ihr Eindringen in die mitteleuropäische Inselwelt diese ein recht
mildes Klima erhielt. Darauf weisen die vielen Saurier hin, welche als
Wechselblüter üppig nur in warmem Wasser gedeihen. Crocodilier kennen
wir heute aus unserem gemäßigten Klima nicht; mit dem Aufhören der
Tethysheizung verschwinden diese Tiere völlig aus Europa; umgekehrt
stellen sich im Danien mit dem stärkeren Einschlag von südeuropäischen
Formen (Hemipneustes, Orbitoides usw.) die Pythonomorphen ein. was
wieder zu den Korallenriffen von Faxe paßt.
In den Sedimenten solcher Flachwassergebiete erscheint als eine
weitere Folge von Meeresströmungen die Anhäufung zahlloser
Muschelschalen, nämlich recent die Cardien- und Myenhaufen der
Nordsee, fossil die dichtgepackten Schalen, von Ammoniten. Dies erinnert an
manche Goniatitenkalke des ebenfalls seichten belgisch-rheinischen Kulm-
meeres. So haben wir wiederholt in den Eisenoolithen und eisenschüssigen
Kalken in dünnen Schichten Tausende von Murcliisonae-, Macrocephalus
und Reineckia-Ammoniten, die sicher zusammengetragen und mit Treib-
holz gemengt sind. Diese Uferströmungen erkennen wir wieder in den
Schaumkalken des unteren Muschelkalkes zwischen Main und Neckar,
wo sich Mergelbreccien einstellen, durchsetzt von verstreuten Encrinus-
gliedern und abgerissenen Pentacrinvs-Resten, dann in den Posidonien-
schiefern des schwäbischen Lias, wo solche Pentacriniten mit Treibholz,
mit Pflanzenfragmenten, zahllosen Ammoniten und Saurierkadavern zu-
sammengetrieben worden sind. Das gleiche tritt uns in der miocäneD
helvetisch-vindelizischen Rinne mit der Turritellenplatte und den Muschel-
sandsteinen entgegen oder in den dort lokal in unglaublicher Masse
gepackten Nerita Aa//om‘-Individuen. Analog sind die Melania strombi-
jormis-l&nke, des Wealden und die als Serpulit bekannten Zerreibsel
im Purbeck Hannovers. Es ist bisher nie versucht, diese Erscheinung
für die Feststellung von Küstenströmungen nutzbar zu machen. In der
Bodenseemolasse haben wir bei Überlingen die Muschelsandsteine mit
den versinterten Cardienhaufen, und zwar in einer nach Südosten an
Mächtigkeit wachsenden Serie nahe beieinander in verschiedener Höhe,
was beweist, daß in der gewiß nicht kurzen Bildungszeit dieser Schichten
immer wieder in dieser Gegend ein Zusammenschwemmen
toter Schalen eintrat. Auch die in Schwaben vorkommenden ,,Be-
lemnitenschlachtfelder“ gehören dahin, da schwerlich solche Masse von