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Haller, Béla; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 15. Abhandlung): Über den Großhirnmantel des Känguruh (Makropus rufus), eine Erklärung für das Fehlen des Balkens — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37465#0032
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32

B. Haller:

jenes Gesetz, das erste Gesetz der Großhirnmantel-ÜiiTeren-
ziermig, erbracht.
Doch möchte ich hier noch bezüglich der Homologie der
Rindenschichten von Mikrochiropteren und Marsupialiern etwas
hinzufügen, denn es besteht hier ein unklarer Punkt. Die Klein-
sternzellenschichte der Monotremen würde nach meinen Be-
obachtungen bei den Mikrochiropteren doch fehlen, und dann
wäre ja die Homologie doch nicht komplett. Diese Schichte
kehrt aber bei den Placentaliern nur zu oft wieder. Ich finde
dafür die Erklärung darin, daß der zweiten Zellschichte bei
Mikrochiropteren und der dritten bei Insektivoren (7) eine
Zahl ganz kleiner Zellen zukommt, echter Ganglienzellen, die
in der gesamten zweiten Zellschichte der Marsupialier
fehlt.2) Es kann also nur durch die Konzentrierung dieser
Zellen ventralwärts jene zweite Zellschichte der Marsupialier
entstanden sein, deren Zellen aber bezüglich der Balkenbildung
unmaßgebend sein mußten. Es wäre dann die erste Zellschichte
der Marsupialier homolog mit der 2^- und 2^-Schichte der Mikro-
chiropteren, wobei die obere Lage als wichtiger Fortschritt in
der Rindenentfaltung gelten muß. Die untere Lage faßt dann
noch die Sternzellenschichte der Marsupialier in sich, so daß
im Fällen der Separierung eine Fünfschichtigkeit der Rinde ein-
treten würde.
Ich habe schon früher (5) gezeigt, daß außer der SYLVi-
schen und der seitlichen Rhinalfurche, die ja von jeher als Ur-
furchen galten, noch eine Lateralfurche als primär gelten kann.
Ich habe das schon ausführlich besprochen, daß Furchen mit
der Architektonik nur ausnahmsweise Hand in Hand gehen
(Carnivoren zum Teil Halbaffen und Simier), und kann nach
dem bei Makropus Bekannten ruhig den Satz formulieren, daß
die Urfurchen, wie die SYLVi'sche, die Rhinal- und
Lateralfurche, jedesmal die Folge von rein dyna-
mischen Vorgängen sind, die mit der Vergrößerung des
Mantels im engen Schädelraume einsetzen müssen. Es
hängen diese Furchen nicht mit der Manteldifferenzierung zu-
sammen, da ein hochdifferenzierender Mantel auch lissencephal,
ein niedriger gyrencephal sein kann. Sie können aber unter

b Es würde eben in der zweiten und dritten Schichte ein Streben nach
Absonderung einer Zwischenlage sich vorfinden.
 
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