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Haller, Béla; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 15. Abhandlung): Über den Großhirnmantel des Känguruh (Makropus rufus), eine Erklärung für das Fehlen des Balkens — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37465#0003
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Üb das Marsupialgehirn als ein völlig balkenloses zu gelten
habe, darüber besteht auch heute keine Einigkeit. Bekanntlich hatte
FRORiEP der Ältere 1809 (2) das Vorhandensein eines sehr kleinen
Balkenkörpers (corpus callosum) behauptet; dem aber widersprach
28 Jahre später OwEN (10), der das Vorhandensein eines Balkens
für alle Beuteltiere leugnete. Von hier an waren die Meinungen
verschieden und behauptete 1865 FLOWER (4) auf Grund von
Querschnitten, die jedoch nicht mikroskopisch erforscht wurden,
das Vorhandensein des Balkenkörpers, und so erneuerte er den
Kampf nach 28jährigem Waffenstillstand. In neuerer Zeit ist
dann SYMiNGTON (11) nach gründlicherer Einsicht in querge-
schnittene Gehirne zugunsten OwENS eingetreten, indem er
ganz entschieden behauptet, die Marsupialier hätten keinen
Balkenkörper und die obere Ouerkommissur ihres Großhirns sei
nur eine Querverbindung zwischen Gvri dentati und der flippo-
campi majores. Dieser Ansicht schloß sich auch Hrm (8) an;
der eifrigste Vertreter der Balkenlosigkeit der Marsupialier ist
aber in verschiedenen Schriften EmoT SniTH (3), der gleichzeitig
auch mit. einer gut durchdachten Theorie über die Phylogenese
des Balkenkörpers — durch eine Wanderung von Mantelfasern
des Nichtriechpalliums von der Commissura anterior durch das
Kommissurenbett zur oberen oder Riechkommissur — das Zu-
standekommen eines Balkenkörpers erklärte.
Damit ist aber dieser Streit noch nicht erledigt worden und
auch der letzte Autor über diesen Gegenstand, dem das reichste
Material zur Verfügung gestanden, ZIEHEN (14, pag. 163) näm-
lich, läßt, diese Frage unentschieden, indem er den Beweis dafür,
daß die obere Kommissure nur ausschließlich hippocampische
Fasern führen sollte, nicht für erbracht erklärt. Jedenfalls ist der
Umstand, daß die obere Kommissure der Marsupialier dem der
Monotremen gegenüber aus zwei übereinandergelegenen, kaudal-
wärts ineinander übergehenden Schenkeln besteht, in Ermange-
lung eingehender Untersuchungen der Grund dafür gewesen, daß
 
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