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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0048
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Georg Klebs:

ln noch höherem Grade wirkt eine Zufuhr von Nährsalzen.
Dafür ist gerade das Verhalten einfacher grüner Algen sehr be-
weisend. Wenn diese, z. B. Oedogoniumarten, in reinem Wasser
hell kultiviert werden, so hört sehr bald jede Wachstumstätig-
keit auf, und es speichern sich in den Zellen große Mengen von
Stärke u. dergl. auf. Sowie man solche Zellen in eine Nährsalz-
tösung bringt, so erfolgt in wenigen Tagen eine Auflösung der
Speicherstoffe, die Zellen beginnen zu wachsen.
Ebenso versteht man den großen Einfluß der Verletzungen
(Entblätterungsversuche, WEBERS Injektionsmethode), durch die
die Atmung erhöht, neue Stoffwechselprozesse angeregt werden,
durch die eine Lösung der Speicherstoffe herbeigeführt wird.
Selbst das ruhende Kambium unserer Bäume hat JosT (1893)
durch Verwundung zu Wachstumsprozessen veranlaßt. Da die
Inaktivierung der Fermente allmählich mit Zunahme der Spei-
cherung erfolgt, so wird auch begreiflich, daß die Knospen bei
Beginn der Ruheperiode (Vorruhe, JoriANNSEN) leichter zu treiben
sind als später, wo die Inaktivität einen hohen Grad erreicht hat.
Auf der andern Seite versteht man auch die Selbstregulation
der ruhenden Organe, d. h. die in ihnen allmählich auftretenden
Änderungen, durch welche sie fähig werden, immer leichter durch
höhere Temperatur zum Treiben gebracht zu werden (Nachruhe,
JoHANNSEN). Denn in den ruhenden Organen gehen die Atmungs-
und Spaltungsvorgänge langsam, aber unaufhörlich weiter (vgl.
SiMON 1906), sie bereiten den Weg vor für ein allmähliches Er-
wachen der fermentativen Tätigkeit.
Für alle diese Fälle gehen wir von der Voraussetzung aus,
daß eine Ruheperiode eingetreten ist. Aber wir haben früher
Tatsachen kennen gelernt, die beweisen, daß Pflanzen, aus perio-
dischem Klima in ein relativ gleichmäßiges versetzt, so verändert
werden, daß sie überhaupt keine feste Ruheperiode mehr be-
sitzen, wie die Kartoffel, die Hyazinthe. Das ist dann möglich,
wenn die äußeren Bedingungen Jahre und Jahrzehnte hindurch
so gleichmäßig und günstig sind, daß jeder Grund für eine
Hemmung des Wachstums wegfällt. Aber durchaus nicht alle
Gewächse zeigen dieses völlige Verschwinden der Ruhe in den
Tropen, vor allem nicht jene Baumarten, mit denen der nächste
Abschnitt sich beschäftigen wird.
 
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