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Buddenbrock, Wolfgang von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 28. Abhandlung): Untersuchungen über die Schwimmbewegungen und die Statocysten der Gattung Pecten — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37467#0023
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Über die Schwimmbewegungen und die Statocysten der Gattung Pecten. 23
mäßig machen, in einem gänzlich anderen Zusammenhang er-
warten, so daß man also sagen muß, die Zweckmäßigkeit sei
Zufall tund nicht etwa das Werk irgendwelcher zielstrebiger
Faktoren.
Was nun endlich die kausale Entstehung der Asymmetrie
anlangt, so bitte ich, sich hierzu dessen zu erinnern, was am
Anfang dieses Aufsatzes bei Besprechung der allgemeinen mor-
phologischen Verhältnisse der Pec7e% gesagt wurde. Die primi-
tiveren (gleichschaligen) Formen dieser Gattung besitzen noch
einen Byssus, der im Zusammenhang mit der pleurothetischen
Lage nicht, wie bei anderen Muscheln, zwischen den beiden
Schalen hindurch tritt, sondern durch einen Ausschnitt ledig-
lich der rechten Schale. Hiermit steht in Verbindung, daß nur
die linken Fußretraktoren erhalten geblieben sind, während die
rechten, die bei einer derartigen Lage niemals verwendet werden
konnten, allmählich verschwanden. Wir sehen also hier, daß
die außer den Statocysten noch ein zweites asym-
metrisches Organ besitzen, und es liegt nahe, beide Vorkomm-
nisse miteinander in Verbindung zu setzen. Dies ist nun in
der Tat ohne weiteres möglich: wir dürfen, bis Gegenteiliges
vorliegt, annehmen, daß die Statocysten sämtlicher Mollusken
auf die Muskulatur der Bewegungsorgane der betreffenden Tiere
wirken, demnach hei den Muscheln in erster Linie auf die
Muskulatur des Fußes. Folglich wäre es bis zu einem gewissen
Grade verständlich, wenn eine Asymmetrie der Fußmuskulatur
eine ebensolche der Statocysten im Gefolge hätte. Streng be-
wiesen kann der hier postulierte Zusammenhang bei frei-
lich nicht werden. Ich hoffe aber, daß es mir durch zukünftige
Untersuchungen gelingen möge, mehr Licht in diese Angelegenheit
zu bringen. Vor allem wäre hierzu der Nachweis zu führen,
daß ganz allgemein hei den Muscheln die Statocysten tatsächlich
auf die Muskulatur des Fußes wirken.
Vorausgesetzt, daß der hier unternommene hypothetische
Erklärungsversuch das Richtige trifft, können wir uns jetzt etwa
folgendes Bild entwerfen: Die ursprünglich symmetrischen Vor-
fahren der Pec7e% wurden durch den Erwerb der ihnen eigen-
tümlichen flach schlüsselförmigen Gestalt zur Einnahme der
pleurothetischen Lage gezwungen. Dies bedingte den seitlichen
Austritt des Byssus und des Fußes, was weiterhin die ungleich-
mäßige Ausbildung der Fußmuskulatur und im Anschluß daran
 
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