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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 31. Abhandlung): Über den Gaswechsel von Tieren mit glatter und quergestreifter Muskulatur — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37469#0017
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Gaswechsel der Muskulatur.

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Aus diesen Versuchen ergibt sich mit großer Sicherheit, daß
die vermehrte Spannung der Leibesmuskulatur bei Sipunculus
den Gaswechsel bedeutend erhöht. Eine Ausnahme machen nur
die beiden Versuche 38 und 39, hei denen die Tiere am Schlüsse
des Versuches erschlafft gefunden wurden, sie stimmen dadurch
um so besser mit den anderen überein. Bei diesen Versuchen
stehen sich gegenüber der geringe Kontraktionsgrad der Sipun-
culusmuskulatur, der mit vereinzelten Bewegungen abwechselt,
in den Normalversuchen, und der sehr hohe Spannungszustand
in den Strophantinversuchen. Sehr hübsch zeigt sich, wie der
Gaswechsel bei Entfernung des Bauchstrangs rapide abfällt; da-
durch wird ja der Muskeltonus vernichtet. Im Gegensatz zu den
Muschelmuskeln zeigen also die Muskeln des Sipunculus ver-
mehrten Gaswechsel, d. h. vermehrten Energieaufwand bei Dauer-
kontraktion und vermehrter Spannung. Die Resultate vonPARNAS
dürfen also nicht verallgemeinert werden, sie sind ein Spezial-
fall, und die übrigen Muskeln der Tierreihe verhalten sich zweifel-
los eher wie die Sipunculusmuskeln, als wie die Muschelmuskeln,
denn sie haben, wie dies NoYONS und v. UEXKüLL ausführlich ge-
zeigt haben, vor allem das eine mit den Sipünculusmuskeln ge-
mein, daß sie bei wechselnder Länge wechselnde Spannung
zeigen, und daß Last und Spannung in Beziehung zueinander
stehen.
Was die übrigen Ergebnisse der Untersuchung anlangt, so
sei vor allem noch hervorgehoben, daß alle diese Tiere der ver-
schiedensten Typen einen nicht unbeträchtlichen Sauerstoffver-
brauch zeigen. Es spricht das jedenfalls dafür, daß ein Leben
ohne Sauerstoff, wo es vorkommt, immer nur ein ganz besonderer
Fall von Anpassung ist. Der Gasumsatz der verschiedenen unter-
suchten Wirbellosen ist absolut gering, immerhin nicht sehr viel
niedriger als der der glatten Muskulatur von Warmblüterorganen.
Die Vermutung, von der aus an die Untersuchung herangegangen
wurde, daß zwischen Tieren mit quergestreiften und Tieren mit
glatten Muskeln ein durchgreifender Unterschied in bezug auf
ihren Gaswechsel bestünde, konnte nicht bestätigt werden.



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