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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 31. Abhandlung): Über den Gaswechsel von Tieren mit glatter und quergestreifter Muskulatur — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37469#0014
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Otto Cohnheim :

Zur Dauerkontraktion der glatten Muskeln.
Ick habe nun weiterhin am Sipunculus eine Reihe von Ver-
suchen angestellt; die sich auf die im Eingang besprochene Frage
der Dauerkontraktion der glatten Muskeln beziehen. MAGNUS^)
hat bei Sipunculus eine Reihe von Giften studiert und er hat
gefunden; daß Strophantin bei Sipunculus eine starke Kontraktion
der Körpermuskulatur hervorruft, daß es sich hierbei aber nicht
um eine Wirkung auf die Muskeln; sondern auf die im Bauch-
strang gelegenen Zentren der Muskeln handelt. Da das Stro-
phantin nicht auf die Muskeln selbst wirkt; war ich bei diesen
Versuchen gegen den Irrtum geschützt; den die Anwendung des
Chlorbaryums hei den Versuchen mit der Darmmuskulatur seiner
Zeit hervorgerufen hatte; daß ich nämlich Absterbeerscheinungen
der Muskulatur erhielt. Wie MAGNUS gezeigt hat und wie ich
es bestätigen könnte; erholen sich die Tiere von der Vergiftung
mit Strophantin; die Muskeln werden wieder schlaft und nach
kleinen Dosen zeigen die Tiere auch wieder Bewegungen durch
mehrere Tage. Zu einer vollständigen Erholung ist es übrigens
in meinen Versuchen nicht gekommen; die Tiere gingen später
alle zugrunde.
Die Versuche wurden in zwei Arten angestellt. Einmal wurde
unversehrten Tieren Strophantin in Seewasser gelöst mit einer
PnAVAz'schen Spritze in die Bauchhöhle eingespritzt; dann kommt
es nach 10—20 Minuten zu einer starken Tonussteigerung der
Leibesmuskeln. Das Tier wird ganz hart; der Rüssel wird aus-
gestülpt und sehr häußg kommt es zu einem Durchgepreßtwerden
von Blut durch die schwache Stelle der Leibeswand; an der die
Eiablage erfolgt. Dieser Zustand dauert etwa 1—2 Stunden an.
Dann werden die Tiere schlaft und zunächst völlig unbeweglich.
Die Versuche mußten während der Zeit des Hartseins der Tiere
angestellt werden, und aus diesem Grunde habe ich bei den
Sipunculusversuchen, wie im Eingang erwähnt; keine Vorperiode
genommen, sondern wie seinerzeit bei den Darmversuchen, eine
Nachperiode zur Bestimmung der Kohlensäure. Trotzdem waren
in zwei Versuchen die Tiere bei Herausnahme aus dem Apparat
schon wieder erschlafft. Nach Einspritzung des Strophantins
habe ich immer solange gewartet, bis das Hartwerden der Tiere
vollkommen und der Rüssel ausgestülpt bzw. Blut ausgetreten

ic) R. MAGNUS, üreA. /. ejypg?*. P<?.Ü?. P/^WM., -50, 86 (1903).
 
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