Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens. 7
Zwei Jahre später (1885) sprach sich v. GuDDEN in folgenden
Worten über unsere Frage aus: „Für die Methode fernerer
Untersuchungen lag es nahe, daran zu denken, oh es nicht
möglich sei, ohne oder doch mit möglichst geringer Verletzung
der Hirnrinde die von ihr abhängigen Bahnen und Zentren an-
zugreifen und nach ihrer Zerstörung den Erfolg in der Hirnrinde
aufzusuchen. Anfänge in dieser Richtung habe ich schon vor
Jahren gemacht. . . . ich versuchte durch das Foramen opticum
in die innere Kapsel einzudringen und zwar zunächst ... in
die Pyramidenbahn . . . Bei einem Kaninchen, bei dem nur ein
ganz kleiner Rest der Pyramidenbahn sich erhalten zeigte, fand
sich in der Hirnrinde eine fast völlige Atrophie der großen Pyra-
midenzellen ohne nachweisbare Beteiligung der anderen Zellen-
formationen. Einen ähnlichen Befund beschreibt v. VIoNAiiow
. . . Der merkwürdige Befund regt den Gedanken an, oh nicht
an die verschiedenen Zellenlagen sich verschiedene Funktionen
binden."^- In den Einzelheiten der Rindenbefunde bei den so-
und unbedeutender Ausfall in den Nervennetzen der fünften Schicht der
motorischen Rindenregion ; irre ich mich nicht, so findet sich die Abbildung
zu diesem Versuch in v. MoNAicows Gehirnpathologie, 2. Auflage, 1905,
Seite 391.) Im 27. Bande des UrcA /. Pat/cA (Separatabdruck Seite 71)
finde ich unter „IV. Versuch" folgende Angabe : ,,Im gesamten Bereiche
des Markkörperschwundes war auch die Rinde (namentlich des Gyr. sigmoid)
bedeutend atrophisch und fehlten hier die großen Pyramidenkörper der
dritten Schicht radikal." In einer Randbemerkung zu letzterem Satze erklärt
v. M., daß er über die feineren sekundären Veränderungen der Rinde an einem
anderen Orte berichten werde.
IR Seite 210. v. GuDDEN
erwähnt an dieser Stelle, daß sich „die zahlreichsten und größten Pyra-
midenzellen in der Region des Stirnhirns befinden" und fährt dann un-
mittelbar fort : „ich muß aber gleich bemerken, was allerdings noch nicht
entscheidend ist, daß in einem Hundegehirn, bei dem die Pyramidenbahn
durch einen Eingriff in das Stirnhirn (Zeichnung) ganz und gar zugrunde ge-
gangen war, die großen Pyramidenzellen sich zum Teil noch wohl erhalten
fanden". Die von GuDDEN erwähnte Zeichnung, die er in seinem Vortrag
auch demonstriert hat, findet sich leider nicht in seinen hinterlassenen Ab-
handlungen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die diesbezüglichen Prä-
parate, allein ich konnte mich damals nicht in GuDDENS Carminpräparaten
genügend zurechtfinden. Ich hatte aber den bestimmten Eindruck, daß der
Zellausfall gegenüber der gesunden Seite doch ein recht erheblicher war.
Wenn v. GuDDEN hier von dem Gedanken spricht, ob nicht an die verschie-
denen Zellenlagen sich verschiedene Funktionen binden, so hatte er hierbei
wesentlich andere Vorstellungen im Auge als diejenigen, die v. MoNAicow
mit seinem Befunde verknüpfte.
Zwei Jahre später (1885) sprach sich v. GuDDEN in folgenden
Worten über unsere Frage aus: „Für die Methode fernerer
Untersuchungen lag es nahe, daran zu denken, oh es nicht
möglich sei, ohne oder doch mit möglichst geringer Verletzung
der Hirnrinde die von ihr abhängigen Bahnen und Zentren an-
zugreifen und nach ihrer Zerstörung den Erfolg in der Hirnrinde
aufzusuchen. Anfänge in dieser Richtung habe ich schon vor
Jahren gemacht. . . . ich versuchte durch das Foramen opticum
in die innere Kapsel einzudringen und zwar zunächst ... in
die Pyramidenbahn . . . Bei einem Kaninchen, bei dem nur ein
ganz kleiner Rest der Pyramidenbahn sich erhalten zeigte, fand
sich in der Hirnrinde eine fast völlige Atrophie der großen Pyra-
midenzellen ohne nachweisbare Beteiligung der anderen Zellen-
formationen. Einen ähnlichen Befund beschreibt v. VIoNAiiow
. . . Der merkwürdige Befund regt den Gedanken an, oh nicht
an die verschiedenen Zellenlagen sich verschiedene Funktionen
binden."^- In den Einzelheiten der Rindenbefunde bei den so-
und unbedeutender Ausfall in den Nervennetzen der fünften Schicht der
motorischen Rindenregion ; irre ich mich nicht, so findet sich die Abbildung
zu diesem Versuch in v. MoNAicows Gehirnpathologie, 2. Auflage, 1905,
Seite 391.) Im 27. Bande des UrcA /. Pat/cA (Separatabdruck Seite 71)
finde ich unter „IV. Versuch" folgende Angabe : ,,Im gesamten Bereiche
des Markkörperschwundes war auch die Rinde (namentlich des Gyr. sigmoid)
bedeutend atrophisch und fehlten hier die großen Pyramidenkörper der
dritten Schicht radikal." In einer Randbemerkung zu letzterem Satze erklärt
v. M., daß er über die feineren sekundären Veränderungen der Rinde an einem
anderen Orte berichten werde.
IR Seite 210. v. GuDDEN
erwähnt an dieser Stelle, daß sich „die zahlreichsten und größten Pyra-
midenzellen in der Region des Stirnhirns befinden" und fährt dann un-
mittelbar fort : „ich muß aber gleich bemerken, was allerdings noch nicht
entscheidend ist, daß in einem Hundegehirn, bei dem die Pyramidenbahn
durch einen Eingriff in das Stirnhirn (Zeichnung) ganz und gar zugrunde ge-
gangen war, die großen Pyramidenzellen sich zum Teil noch wohl erhalten
fanden". Die von GuDDEN erwähnte Zeichnung, die er in seinem Vortrag
auch demonstriert hat, findet sich leider nicht in seinen hinterlassenen Ab-
handlungen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die diesbezüglichen Prä-
parate, allein ich konnte mich damals nicht in GuDDENS Carminpräparaten
genügend zurechtfinden. Ich hatte aber den bestimmten Eindruck, daß der
Zellausfall gegenüber der gesunden Seite doch ein recht erheblicher war.
Wenn v. GuDDEN hier von dem Gedanken spricht, ob nicht an die verschie-
denen Zellenlagen sich verschiedene Funktionen binden, so hatte er hierbei
wesentlich andere Vorstellungen im Auge als diejenigen, die v. MoNAicow
mit seinem Befunde verknüpfte.