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Nissl, Franz [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0009
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Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens.

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die Nager relativ tiefstehende Tiere sind, keine wesentliche Rolle.
Aber auch aus rein praktischen Gesichtspunkten hei die Wahl
auf das Kaninchen. Bei einer Untersuchung, bei welcher Heka-
tomben von Tieren nötig sind und erst die Untersuchungsmethodik
gefunden werden muß, wäre es nicht zweckmäßig gewesen, die
Versuche an höherstehenden Tieren zu beginnen. Dazu kommt
noch der günstige Umstand, daß das Kaninchen neben einer
wohlgeschichteten Hirnrinde eine glatte Hirnoberfläche besitzt.
Ich beabsichtigte zunächst die Versuche an erwachsenen
Tieren anzustellen. Die von mir 1894 angegebene Methode") zur
Feststellung der Lokalisation der Nervenzellen sollte auch für
die nervösen Zellen der Hirnrinde benutzt werden. Unter Be-
rücksichtigung der oben genannten Feststellungen von v. Mo-
NAKOW suchte ich unter möglichster Schonung der Rinde be-
stimmte Thalamuskerne") zu zerstören. Allein die Verletzungen
im Thalamus waren entweder unbedeutend und unrein (d. h. es
wurden verschiedene aneinanderstoßende Kerne ein wenig
lädiert), oder die Tiere gingen vor der notwendigen Zeit zugrunde.
Da ich bei Versuchen, in denen beim erwachsenen Tier die innere
Kapsel intracraniell durchtrennt wurde, nicht genügend klare
Ergebnisse erhielt, versuchte ich mit Hilfe der GuDDEN'sehen Me-
thode beim neugeborenen Tier zum Ziele zu gelangen. Diese
Versuche sollten gleichzeitig auch zur Beantwortung der Frage
dienen, in welcher Weise sich die beim neugeborenen Tier noch
unentwickelte Rinde verhält, wenn sie von allen übrigen Teilen
des Zcntralorgans völlig losgelöst, mit anderen Worten, wenn es
ihr unmöglich gemacht wird, jemals in Tätigkeit zu treten. Nach-
dem ich 1907, allerdings auf der Grundlage von nur zwei Schnitt-
serien so operierter Tiere (bei denen die Isolierung übrigens
nicht vollständig gelungen war), wichtige Ergebnisse") fcststellen
konnte, habe ich dieselben experimentellen Angriffe auch gegen
das erwachsene Tier gerichtet. Es ist mir aber nicht gelungen,
auch nur ein einziges Tier genügend lange Zeit am Leben zu
erhalten. Versuche, den technisch leicht zu isolierenden Stirn-
lappen beim erwachsenen Tier intracraniell vom übrigen Hirn
und vom Bulbus olfactorius abzutrennen, führten zu einer mehr
") ZeKÖYÜMaM /w rml PsT/eTi-üHrM, Juliheft 1894.
PROBST hat mit gutem Erfolge kleine Zerstörungen bei Hunden und
Katzen mit seiner Hackenkanüle zustande gebracht. Zeü.sciüih /w
Bd. 17, Seite 147.
") /- Ps?/c%. %. Bd. XXIII, Seite 186.
 
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