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Nissl, Franz [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0014
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14

Franz Nissl:

Beim soeben geborenen Tiere wurden intracmniell unter
möglichster Erhaltung der Blutzufuhr sämtliche nervösen Ver-
bindungen einer Hemisphäre mit der andern Hemisphäre, dem
Thalamus, Hypothalamus und dem Bulbus olfactorius durch-
schnitten, so daß die Rinde einer Hemisphäre völlig isoliert,
aber durch Blutgefäße ernährt, im Cranium sich befindet.^ Die
19) Das Operationsverfahren ist an Hand des Tafelwerkes von WiNKLER
und PoTTER leicht zu schildern. Bei dem weitaus größeren Teil meiner Ver-
suche wurde zuerst der Bulbus olfactorius der einen Seite intracraniell durch-
schnitten. Der zweite, genau in der Medianlinie intracraniell geführte Schnitt
durchtrennt den Balken, das Ammonshorn und die Commissura fimbriae ; die
Messerschneide immer in der Mittellinie verbleibend, senkt sich in der Höhe
der Taf. IX bis an die Basis und wird sodann bis nach vorne durchgezogen,
wobei unter anderem auch die vordere Kommissur durchschnitten wird. Bei
dem dritten, ebenfalls intracraniell geführten Schnitte dringt das Messer,
dieses Mal mit nach außen gerichteter Schneide, in der Mittellinie (ungefähr
zwischen Taf. VIII u. Taf. IX) bis zur Basis ein, worauf es zunächst parallel
mit der Coronarnaht nach außen durchgezogen wird. Beim Globus pallidus
(Siehe Gl. p. bei W. u. P., Taf. IX), angelangt, beschreibt das Messer einen
ganz kurzen Bogen nach hinten und außen, um noch die hinteren Teile der
inneren Kapsel zu durchtrennen. Bei diesem Operationsverfahren wird aber
ein Teil der Konvexitätsrinde durch das eindringende Messer vernichtet (es
entwickelt sich an dieser Stelle regelmäßig eine relativ große Blase). Um
diesen Mißstand zu beseitigen, habe ich das geschilderte Operationsverfahren
abgeändert. Die Abtrennung des Bulbus olf. erfolgt in derselben Weise.
Ebenso werden dieselben Gebilde in der Mittellinie durchtrennt, aber diese
Durchtrennung wurde nicht mit dem Messer, sondern mit einem spatelartigen
dünnen Metallplättchen vorgenommen, dessen Ränder so ausgeschnitten sind,
daß sie sich völlig den Krümmungen des vorderen Teiles der Hirnbasis an-
schmiegen und andrerseits nach hinten den Balken und das Ammonshorn
durchtrennen. Dies Metallplättchen wird in der Mittellinie vorne eingeschoben
und an der Basis nach hinten weitergeführt. (Die entsprechende Krümmung
seiner Ränder, die sich der Konfiguration der Hirnbasis anschmiegt, ver-
hindert, daß es zu weit nach hinten geschoben werden kann.) Dieses in der
Mittellinie eingeführte Metallplättchen bleibt während des 3. Teiles der
Operation im Schädel in der Mitte zwischen den beiden Hemisphären liegen.
Der 3. Teil der Operation bestand darin, daß ich nicht, wie es vorher ge-
schildert wurde, von der Konvexität aus, sondern ungefähr in der Ebene von
Taf. IX etwas unterhalb der F. Rh. (frssura rhinalis) in das Gehirn eindrang,
die Spitze des Messerchens (abgerundet und ohne Schneide !) in dorsomedialer
Richtung bis zum Metallplättchen vorschob und es nun an dein Metall-
plättchen entlang bis zur Basis durchzog. (So wurde verhütet, daß ich bei
den kleinen Dimensionen des Gehirns von Neugeborenen nicht die andere
Hirnhälfte mit verletzte.) Das Messerchen wurde sodann ein wenig zurück-
gezogen, dann so gedreht, daß die Schneide nach hinten und etwas ventral-
wärts gerichtet war. In einem leichten Kreisbogen von innen oben und vorne
 
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