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Nissl, Franz [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0023
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Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens. 23

dev Identifizierung je einer bestimmten Stelle auf der operierten
und nicht operierten Seite vielfach im Stiche; sie bietet nicht
so bestimmte Merkmale dar, daß sie die Auswahl wirklich iden-
tischer Stellen gewährleistet. Die einzelnen areae BRODMANNS
umfassen oft weite Gebiete, innerhalb deren cytoarchitektonische
Differenzen zur Beobachtung gelangen. Man vergleiche nur die
Figuren 9, 11, 13, die aus area l-j-3 stammen, die Fig. 16
und 18, die der area 17 entnommen sind, die Fig. 33 und 34,
die der area 4 angehören. Diese Umstände machen ohne wei-
teres die Schwierigkeiten und deshalb auch eine gewisse Un-
sicherheit in der Auswahl identischer Stellen verständlich. Dazu
kommt noch ein weiterer wichtiger Punkt. Ich schätze die
Arbeiten BRODMANNS ungemein hoch ein, allein — ich hin über-
zeugt, daß mir auch BRODMANN dies zugehen wird — die Cyto-
architektonik der Rinde bedarf noch vieler, vieler und großer
Arbeit, bis sie zu einem einigermaßen befriedigenden Abschluß
gelangt ist. Ohne den zweifellos hohen Wert der BRODMANN-
schcn Ilirnkarte des Kaninchens auch nur im Geringsten an-
tasten zu wollen, kann ich mich doch nicht allen ihren Einzel-
heiten anschließen. Der mit der Materie wohl vertraute Leser
wird aus manchen meiner Angaben meine von BRODMANN ab-
weichenden Auffassungen hcra.uslesen (vgl. z. B. die agranuläre
Bezeichnung der kaudalen Inselregion in Fig. 29 oder meine
Auffassung der Fig. 23 gegenüber Fig. 9 und vergleiche hin-
wieder Fig. 9 mit Fig. 16).
Ich kann mich an dieser Stelle. nicht über meine ab-
weichenden Auffassungen mit BRODMANN auseinandersetzen^),
allein ich darf wohl darauf hinweisen, daß sich diese ab-
weichenden Anschauungen nicht etwa auf Untersuchungen ad
hoc stützen, sondern auf cytoarchitektonische Studien, die ich
vor 20 Jahren schon begonnen habe. Ausdrücklich sei aber an-
erkannt, daß BRODMANNS cytoarchitektonische Untersuchungen
auf einer viel breiteren Grundlage aufgebaut sind. Das ist das
wesentlich Neue an BRODMANNS Arbeiten, daß er bei seinen
Untersuchungen sowohl die fötale Rinde mit herangezogen hat
als auch im weitgehenden Maße vergleichend anatomisch
vorgegangen ist.
2?) Ich hin gerade damit beschäftigt, an der Hand der Tafetn von
WiNKLER und PoTTER eine Darstellung der Kaninchenhirnrinde zu geben.
 
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