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Franz Nissl:
Der erhaltene Faserstreifen im Marke kann nur Assoziations-
fasern enthalten. Ich habe die Markverhältnisse in der isolierten
Rinde noch nicht genauer untersucht; würde man mein zweites
Operationsverfahren benützen, so würde man möglicherweise auf
diese Weise geeignete Präparate zum Studium größerer Asso-
ziationsfasersysteme erhalten. Ich gehe hierauf nicht näher ein,
will aber doch noch bemerken, daß ich bis jetzt in den vordersten
Partien der Rinde keine solche Faserzüge wie sie beispielsweise
hier und überhaupt in den hinteren Partien der Hemisphäre er-
kennbar sind, beobachtet habe.
Die Figuren 22, 23 und 24 sind aus area 20 (Taf. XV). Fig. 22
ist wieder die entsprechende Rindenstelle heim Neugeborenen.
Fig. 23 und 24 stammen von einem Tier (u 30), das einen halben Tag
nach seiner Geburt am 26. Juli 1907 operiert wurde und am
24. September 1907 starb.
In Fig. 22 ist keine Andeutung der schmalen hellen trans-
versal verlaufenden Zwischenräume zu sehen, wie solche in der
area 17 als Ausdruck der sich aus diesen Stellen entwickelnden
Schicht IV zu erkennen sind. Auch in der nicht operierten Hemi-
sphäre (Fig. 23), kann ich in area 20 keine Schicht IV ab-
grenzen. WiNKLER und PoTTER zeichnen in area 22 und 21
(Taf. XVI) nach meinen Untersuchungen eine viel zu breite
Schicht IV ein. Reim Übergang von area 21 in area 20 (Täf. XVI)
verliert sich Schicht IV vollständig.
In Fig. 24 ist der Ausfall von Nervenzellen ein relativ ge-
ringer. Allein hei Würdigung aller hier obwaltenden Verhält-
nisse kann auch hier nicht geleugnet werden, daß der Zellaus-
fall in Schicht V und VI ungleich stärker ist, als in den übrigen
Schichten. Übrigens möchte ich hier hervorheben, daß man im
allgemeinen berechtigt ist, zu sagen, daß der Zellausfall in
den Schichten V und VI um so geringer wird, je mehr
man sich dem Hinterhauptspol nähert und je weiter man
sich ventralwärts begibt.^) Auf den ersten Rlick erscheint
namentlich Schicht VI noch sehr wohl erhalten zu sein. Bei der
geringen Vergrößerung des Bildes ist nicht zu erkennen, daß
weitaus die größte Zahl der Nervenzellen der sechsten Schicht
deutliche Veränderungen darbieten. Bei stärkeren Vergrößerungen
fällt sofort auf, daß, abgesehen von anderen histopathologischen
29) Man vergleiche in dieser Hinsicht Fig. 4—7.
Franz Nissl:
Der erhaltene Faserstreifen im Marke kann nur Assoziations-
fasern enthalten. Ich habe die Markverhältnisse in der isolierten
Rinde noch nicht genauer untersucht; würde man mein zweites
Operationsverfahren benützen, so würde man möglicherweise auf
diese Weise geeignete Präparate zum Studium größerer Asso-
ziationsfasersysteme erhalten. Ich gehe hierauf nicht näher ein,
will aber doch noch bemerken, daß ich bis jetzt in den vordersten
Partien der Rinde keine solche Faserzüge wie sie beispielsweise
hier und überhaupt in den hinteren Partien der Hemisphäre er-
kennbar sind, beobachtet habe.
Die Figuren 22, 23 und 24 sind aus area 20 (Taf. XV). Fig. 22
ist wieder die entsprechende Rindenstelle heim Neugeborenen.
Fig. 23 und 24 stammen von einem Tier (u 30), das einen halben Tag
nach seiner Geburt am 26. Juli 1907 operiert wurde und am
24. September 1907 starb.
In Fig. 22 ist keine Andeutung der schmalen hellen trans-
versal verlaufenden Zwischenräume zu sehen, wie solche in der
area 17 als Ausdruck der sich aus diesen Stellen entwickelnden
Schicht IV zu erkennen sind. Auch in der nicht operierten Hemi-
sphäre (Fig. 23), kann ich in area 20 keine Schicht IV ab-
grenzen. WiNKLER und PoTTER zeichnen in area 22 und 21
(Taf. XVI) nach meinen Untersuchungen eine viel zu breite
Schicht IV ein. Reim Übergang von area 21 in area 20 (Täf. XVI)
verliert sich Schicht IV vollständig.
In Fig. 24 ist der Ausfall von Nervenzellen ein relativ ge-
ringer. Allein hei Würdigung aller hier obwaltenden Verhält-
nisse kann auch hier nicht geleugnet werden, daß der Zellaus-
fall in Schicht V und VI ungleich stärker ist, als in den übrigen
Schichten. Übrigens möchte ich hier hervorheben, daß man im
allgemeinen berechtigt ist, zu sagen, daß der Zellausfall in
den Schichten V und VI um so geringer wird, je mehr
man sich dem Hinterhauptspol nähert und je weiter man
sich ventralwärts begibt.^) Auf den ersten Rlick erscheint
namentlich Schicht VI noch sehr wohl erhalten zu sein. Bei der
geringen Vergrößerung des Bildes ist nicht zu erkennen, daß
weitaus die größte Zahl der Nervenzellen der sechsten Schicht
deutliche Veränderungen darbieten. Bei stärkeren Vergrößerungen
fällt sofort auf, daß, abgesehen von anderen histopathologischen
29) Man vergleiche in dieser Hinsicht Fig. 4—7.