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Nissl, Franz [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 38. Abhandlung): Zur Lehre der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens, 1: Völlige Isolierung der Hirnrinde beim neugeborenen Tiere — Heidelberg, 1911

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37471#0054
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54

Fianz Nissl:

viel weiter nach hinten gelegenen Fig. 33. Die area 4 geht in
Fig. 34 lateralwärts in area 6 über (Tat. II). Von area 6 ist in
Fig. 34 nur noch das Randgebiet getroffen, während die area 24
hier nicht mehr im Schnitte zu sehen ist. Wiederum tritt außer-
ordentlich klar das gesetzmäßige Verhalten der Schichtenanord-
nung in area 4 ganz analog der Windungskuppe eines gyren-
cephalen Tieres zutage. Die ganz großen Zellen der area 4 drängen
sich an der Stelle zusammen, die ihrer Anordnung nach einer
Windungskuppe entspricht. Nach der area 6 zu, wie auch in
der Richtung gegen area 24 werden die Zellen ganz erheblich
kleiner.
Der Einfluß des Messerschnittes ist in Fig. 35 deutlich zu
erkennen. Das gesetzmäßige Verhalten der Schichtenanordnung
an der Umbiegungsstelle nach der medialen Seite ist vollkommen
verwischt. Im Gegenteil, die hier noch erhaltenen Elemente der
Schicht VI zeigen im scharfen Gegensatz zu Fig. 33 und 34 eher
die Tendenz, sich transversal zu stellen. Erst gegen die area 24
hin, also weit von der Schnittlinie entfernt, gewinnt die isolierte
Rinde wieder das gewöhnliche Eild. Unter Berücksichtigung der
viel weiter nach vorne gelegenen Stelle der area 24 konstatieren
wir am Rande der Figur Zellausfälle, die denjenigen am unteren
Rande der Fig. 33 durchaus analog sind.
Gibt uns auch die Fig. 35 kein korrektes Bild von der Iso-
lierung der Rinde, so ist es doch im hohen Grade bemerkenswert.
Was diese Figur zeigt, findet sich in analoger Weise auch bei
anderen areae wieder, wenn wir Stellen untersuchen, die nahe
an einer beabsichtigten oder unbeabsichtigten Schnittverletzung
liegen. Ich betone aber nochmals, daß man solche Bilder immer
nur da erhält, wo der Gesamtquerschnitt bis ins Mark hinein
(Assoziationsfasern!) verletzt wurde. Oberflächliche unbeab-
sichtigte Schnittverletzungen der Rinde verursachen wohl auch
mehr oder weniger deutliche Erscheinungen, allein sie sind durch-
aus andersartig, wenn nicht zufällig gerade ein großes Rinden-
gefäß getroffen wird. Auf die bemerkenswerten Ergebnisse solcher
Schnitlverletzungen will ich hier nicht näher eingehen, weil sie
für die aufgeworfene Frage nicht in Betracht kommen; nur so-
viel will ich sagen, daß oberflächliche Rindenverletzungen mit
einem scharfen Messer ein Weg sind, experimentelle Furchen-
bildungen mit dem gesetzmäßigen Verhalten in den Schichten-
anordnungen daselbst herbeizuführen.
 
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