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Franz Nissl:
Jedenfalls kann ich auf Grund meiner bisherigen Versuche
soviel sagen, daß die Veränderungen der Konvexitätsrinde nach
völliger Hemisphärenisolierung weitaus zum größtenTeile
durch die Abtrennung der inneren Kapsel bedingt sind,
indes habe ich den Eindruck, daß hei völliger Isolierung der
Hemisphäre der Gesamtschwund der Rinde und damit auch
der Zellausfall in den oberen Schichten größer ist. Allein ich
habe schon betont, daß man in solchen Fragen die Entscheidung
nicht auf einzelne Serien stützen darf, sondern das Gesamter-
gebnis einer großen Zahl von Serien benützen muß. Ich ver-
füge aber gerade in dieser Hinsicht nicht über ein meiner An-
sicht nach genügend großes Vergleichsmaterial. Einige Serien
sind wegen völliger Abblassung der Schnitte nicht mehr brauch-
bar.^) Versuchsmaterial steht mir zwar noch zur Verfügung;
die Gehirne mit einfacher Kapseldurchtrennung sind aber noch
nicht vollständig geschnitten. Bei allen diesen Untersuchungen
kann ich gar nicht genug die Hilfe betonen, die durch die Photo-
graphie geleistet wird.
Diese kurzen Mitteilungen rechtfertigen den Umstand, daß
ich die Rinde des Rhinencephalon vorderhand nicht weiter be-
rücksichtige. Dazu kommt noch, daß hei meinen Versuchen die
vordem basalen Hirnpartien in verschiedener Ausdehnung direkt
mit dem Messer verletzt wurden und daß ich die Folgen der hier
angerichteten Zerstörungen noch nicht zu übersehen imstande
hin. Darüber aber besteht kein Zweifel, daß hei völliger Iso-
lierung der einen Hemisphäre auch die Rinde des lobus
pyriformis stark beeinflußt wird. Dies geht ohne weiteres aus
Fig. 3, 6, 7, 28 und 30 hervor. Auch bezüglich der Inselrinde
ist noch recht große Vorsicht in der Beurteilung der hier vor-
liegenden Veränderungen geboten, obschon sich gerade die hier
abgebildete Stelle (Fig. 28) analog der Konvexitätsrinde verhält.
Wenn man aber die enorme Ausdehnung der area 13—16 so-
wohl nach vorne als nach hinten berücksichtigt, sowie ihre Lage
36) Worauf das völlige Abblassen der mit basischen Anilinfarben ge-
färbten Schnitte beruht, weiß ich immer noch nicht. Sicher spielt die
Routine des Präparators und die Farblösung eine große Rolle. Aber es bleibt
immer noch unaufgeklärt, warum auch bei geschicktester und vorsichtigster
Technik in einer Serie beispielsweise von 100 Schnitten 4 oder 5 Schnitte
tadellos bleiben und alle andern weggeworfen werden müssen. Bezüglich der
Technik siehe 2. Auflage der rfgr wiAvosIrop. Tec/wiA; (1910),
Band II, Seite 276.
Franz Nissl:
Jedenfalls kann ich auf Grund meiner bisherigen Versuche
soviel sagen, daß die Veränderungen der Konvexitätsrinde nach
völliger Hemisphärenisolierung weitaus zum größtenTeile
durch die Abtrennung der inneren Kapsel bedingt sind,
indes habe ich den Eindruck, daß hei völliger Isolierung der
Hemisphäre der Gesamtschwund der Rinde und damit auch
der Zellausfall in den oberen Schichten größer ist. Allein ich
habe schon betont, daß man in solchen Fragen die Entscheidung
nicht auf einzelne Serien stützen darf, sondern das Gesamter-
gebnis einer großen Zahl von Serien benützen muß. Ich ver-
füge aber gerade in dieser Hinsicht nicht über ein meiner An-
sicht nach genügend großes Vergleichsmaterial. Einige Serien
sind wegen völliger Abblassung der Schnitte nicht mehr brauch-
bar.^) Versuchsmaterial steht mir zwar noch zur Verfügung;
die Gehirne mit einfacher Kapseldurchtrennung sind aber noch
nicht vollständig geschnitten. Bei allen diesen Untersuchungen
kann ich gar nicht genug die Hilfe betonen, die durch die Photo-
graphie geleistet wird.
Diese kurzen Mitteilungen rechtfertigen den Umstand, daß
ich die Rinde des Rhinencephalon vorderhand nicht weiter be-
rücksichtige. Dazu kommt noch, daß hei meinen Versuchen die
vordem basalen Hirnpartien in verschiedener Ausdehnung direkt
mit dem Messer verletzt wurden und daß ich die Folgen der hier
angerichteten Zerstörungen noch nicht zu übersehen imstande
hin. Darüber aber besteht kein Zweifel, daß hei völliger Iso-
lierung der einen Hemisphäre auch die Rinde des lobus
pyriformis stark beeinflußt wird. Dies geht ohne weiteres aus
Fig. 3, 6, 7, 28 und 30 hervor. Auch bezüglich der Inselrinde
ist noch recht große Vorsicht in der Beurteilung der hier vor-
liegenden Veränderungen geboten, obschon sich gerade die hier
abgebildete Stelle (Fig. 28) analog der Konvexitätsrinde verhält.
Wenn man aber die enorme Ausdehnung der area 13—16 so-
wohl nach vorne als nach hinten berücksichtigt, sowie ihre Lage
36) Worauf das völlige Abblassen der mit basischen Anilinfarben ge-
färbten Schnitte beruht, weiß ich immer noch nicht. Sicher spielt die
Routine des Präparators und die Farblösung eine große Rolle. Aber es bleibt
immer noch unaufgeklärt, warum auch bei geschicktester und vorsichtigster
Technik in einer Serie beispielsweise von 100 Schnitten 4 oder 5 Schnitte
tadellos bleiben und alle andern weggeworfen werden müssen. Bezüglich der
Technik siehe 2. Auflage der rfgr wiAvosIrop. Tec/wiA; (1910),
Band II, Seite 276.