70 Franz Nissl: Zur Leine der Lokalisation in der Großhirnrinde des Kaninchens.
sonders hier diejenigen Zeilen, welche die oben erwähnten ein-
fachen Atrophien darbieten, nnd zwar speziell der Art, daß
die Atrophie besonders vordringlich sich an einem Zellfortsatz
bemerkbar macht (hier nämlich an dem gegen die Oberfläche ge-
richteten Dendriten).
Ich habe oben berichtet, daß bereits v. MONAKOW nach Durch-
schneidung der hinteren Kapselteile über das Verhalten der Rinde
Angaben gemacht hat und ebenso fand OuDDEN nach Durch-
schneidung der Pyramidenfasern in der Innern Kapsel eine fast
völlige Atrophie der großen Pyramiden. Bei beiden Autoren weiß
man, daß sie nur das beschrieben haben, was sie sahen. Unsere
Figuren beweisen, daß diese Angaben nicht völlig richtig sind,
was ohne weiteres verständlich sein würde, wenn man die von
diesen Autoren mit der Carminmethode hergestellten Schnitte ver-
gleichen könnte.ss) Trotzdem aber stehen die Angaben dieser
Forscher im Einklang mit unseren Befunden. Ja, v. MoNAicow
hat bereits auch den deutlichen Ausfall von Nervenzellen in der
Schicht VI nicht nur gesehen, sondern auch abgebildet.
Auf die interessante Tatsache, daß in der Rindensubstanz
der isolierten Seite keinerlei Gliakernvermehrung festzustellen ist,
habe ich genugsam hingewiesen. Auch sie soll an anderer Stelle
eingehend erörtert werden.
Für unsere Fragestellung ergibt sich aus den mitgeteilten
Versuchen mit Sicherheit die Tatsache, daß bei völliger Isolierung
der Rinde einer Hemisphäre die Weiterentwicklung der Nerven-
zellen in den beiden inneren Schichten der Konvexitätsrinde in
einem unverhältnismäßig größeren Grade gestört wird als die
Weiterentwicklung der Zellen in den übrigen Schichten. Diese
Tatsache aber besagt, daß nicht der Gesamtquerschnitt der
Konvexitätsrinde gleichartig innig mit dem übrigen
Zentralorgan zusammenhängt, sondern daß die Be-
ziehungen zwischen den beiden inneren Schichten der
Rinde und den übrigen Gehirhteilen unverhältnismäßig
inniger und größer sind als diejenigen der übrigen
(äußeren) Schichten. Dieses Ergebnis ist die eine der Prä-
missen für meine weiteren Experimentaluntersuchungen, über
welche im zweiten Teile berichtet wird.
39) Bis zu einem gewissen Grade macht der Vergleich unserer Fig. 16
und 18 mit Fig. 21 diese Sachlage anschaulich.
--
sonders hier diejenigen Zeilen, welche die oben erwähnten ein-
fachen Atrophien darbieten, nnd zwar speziell der Art, daß
die Atrophie besonders vordringlich sich an einem Zellfortsatz
bemerkbar macht (hier nämlich an dem gegen die Oberfläche ge-
richteten Dendriten).
Ich habe oben berichtet, daß bereits v. MONAKOW nach Durch-
schneidung der hinteren Kapselteile über das Verhalten der Rinde
Angaben gemacht hat und ebenso fand OuDDEN nach Durch-
schneidung der Pyramidenfasern in der Innern Kapsel eine fast
völlige Atrophie der großen Pyramiden. Bei beiden Autoren weiß
man, daß sie nur das beschrieben haben, was sie sahen. Unsere
Figuren beweisen, daß diese Angaben nicht völlig richtig sind,
was ohne weiteres verständlich sein würde, wenn man die von
diesen Autoren mit der Carminmethode hergestellten Schnitte ver-
gleichen könnte.ss) Trotzdem aber stehen die Angaben dieser
Forscher im Einklang mit unseren Befunden. Ja, v. MoNAicow
hat bereits auch den deutlichen Ausfall von Nervenzellen in der
Schicht VI nicht nur gesehen, sondern auch abgebildet.
Auf die interessante Tatsache, daß in der Rindensubstanz
der isolierten Seite keinerlei Gliakernvermehrung festzustellen ist,
habe ich genugsam hingewiesen. Auch sie soll an anderer Stelle
eingehend erörtert werden.
Für unsere Fragestellung ergibt sich aus den mitgeteilten
Versuchen mit Sicherheit die Tatsache, daß bei völliger Isolierung
der Rinde einer Hemisphäre die Weiterentwicklung der Nerven-
zellen in den beiden inneren Schichten der Konvexitätsrinde in
einem unverhältnismäßig größeren Grade gestört wird als die
Weiterentwicklung der Zellen in den übrigen Schichten. Diese
Tatsache aber besagt, daß nicht der Gesamtquerschnitt der
Konvexitätsrinde gleichartig innig mit dem übrigen
Zentralorgan zusammenhängt, sondern daß die Be-
ziehungen zwischen den beiden inneren Schichten der
Rinde und den übrigen Gehirhteilen unverhältnismäßig
inniger und größer sind als diejenigen der übrigen
(äußeren) Schichten. Dieses Ergebnis ist die eine der Prä-
missen für meine weiteren Experimentaluntersuchungen, über
welche im zweiten Teile berichtet wird.
39) Bis zu einem gewissen Grade macht der Vergleich unserer Fig. 16
und 18 mit Fig. 21 diese Sachlage anschaulich.
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