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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0008
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S (B. 7)

Otto Cohnheim :

den Angen, da wo der Körper einige leichte, fühlerartige oder
buckelige Vorwölbungen trägt. Bei dem gewöhnlichen Schwimmen
dieser Tiere ist dieser Teil die vorderste Stelle des Körpers.
Auf die Berührung dieser Stelle führt der Rüssel eine kräftige
und schnelle Bewegung aus, die seine Spitze in großem Bogen
gerade an den Reizort hinführt. Sobald die Bewegung vollendet
ist, schnappt der Mund zu und der Kauapparat beginnt seine
Tätigkeit. Das zweite Tango-Rezeptionsorgan liegt am distalen
Ende des Rüssels, dicht an dem Kauapparat auf derselben phy-
siologisch dorsalen oder oberen Seite, wie das andere Rezep-
tionsorgan. Auf seine Berührung führt nur die Rüsselspitze
mit der Mundöffnung eine Bewegung aus und beschreibt einen
ganz kurzen Kreisbogen, der die Mundöffnung wieder mit großer
Sicherheit unmittelbar vor das Rezeptionsorgan, also an die
Reizstelle, bringt. Auch diese Bewegung endet mit einem Biß,
und ein Biß findet nur statt, wenn eine der beiden Rüssel-
bewegungen vorhergegangen ist. Nur wenn man den Tieren
etwas in die geöffnete Mundöffnung hineinschiebt, kann man
auch ein Zufassen ohne vorherige Rüsselbewegung sehen. Es
kann das aber, da die Mundöffnung ohnehin nie lange aufbleibt,
auch wohl ein zufälliger Schluß sein. Das normale Ergreifen
der Nahrung findet jedenfalls nur im Anschluß an die Rüssel-
bewegungen statt.
Ich habe mich besonders überzeugt, daß die beiden Organe
wirklich nur berührungsempfindlich sind und nicht etwa auf
chemische Reize reagieren. Auf Berührung mit einem sorgfältig
gereinigten und ausgeglühten Glasstab oder mit einem Stückchen
reinen Filtrierpapier reagieren sie genau so gut wie auf Fisch-
fleisch. Die Unterschiedslosigkeit der Reaktion auf jede Berüh-
rung ist mit ein Grund, weshalb sich die Tiere in der Gefangen-
schaft so schlecht halten, daß sie bei ihrem schnellen Herum-
schwimmen an die Glaswand des Aquariums anstoßen und dann
jedesmal zuheißen. Wirft man in das Bassin eine größere An-
zahl von Algenblättern, die niemals normale Nahrung sind, so
zappeln sich die Tiere mit fortwährendem Zubeißen in die Blätter
solange ab, bis sie völlig erschöpft daliegen. — Sobald der
Rüssel in seine Ruhestellung zurückgelangt ist, läßt sich der
Reflex von neuem auslösen und beliebig oft wiederholen. Da-
gegen hebt der Fluchtreflex die Freßreflexe auf. Ebenso treten
sie nicht ein, wenn das Tier kurz vorher Nahrung ausgespien
 
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