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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0013
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Zur Physiologie der Nierensekretion.

(B. 7) 13

blauen Schimmer, von dem sich die Nerven und die Kiemen
stärker blau gefärbt abhoben. Das Tier ging nach einigen Stunden
zugrunde, ohne daß sich die Färbung verändert oder das Aus-
scheidungsorgan stärker gefärbt hätte. Bei Indigcarmin färbten
sich 10—20 Stunden nach reichlicher Fütterung die Kiemen und
das Ausscheidungsorgan schwach blau, aber mehr konnte man
nicht sehen und zu dieser Zeit waren auch die Tiere schon
nicht mehr normal.
Ich habe daher nun die Farbstoffe den Tieren injiziert, und
zwar in die bluthaltige Leibeshöhle, in die man mit einer Pravaz-
schen Spritze mit Leichtigkeit hineinkommt. Es ist oben er-
wähnt, daß eine Injektion in die Leibeshöhle einer intravenösen
Injektion beim höheren Tiere gleichzusetzen ist. Bei der Aus-
wahl der Farben konnte zunächst an vital färbende Farbstoffe
gedacht werden, von denen ich auch mehrere geprüft habe. Für
meinen eigentlichen Zweck, die spezifische Ausscheidung durch
die Niere zu untersuchen, war es aber im allgemeinen zweck-
mäßiger, solche Farbstoffe zu nehmen, die nicht vital färben,
d. h. die nicht beliebig in die Zellen einzudringen vermögen.
Worauf die Möglichkeit, vital zu färben, beruht, ist bekanntlich
strittig. Ich verweise auf die Diskussion zwischen Overton17),
Kurland18), Garmus19) und Hüber.20) Jedenfalls sind vitale
Farbstoffe aber solche, die in die verschiedensten Zellen ein-
dringen und in den verschiedensten Zellen Reaktionen eingehen
können. Für die Niere ist dagegen die besondere Affinität cha-
rakteristisch, solche Stoffe zu sezernieren, die an den anderen
Organen Vorbeigehen. Es war von vornherein zu erwarten, daß
nicht vital färbende Farbstoffe ein klareres Resultat ergeben
würden. Dazu kommt, daß es bei vielen vital färbenden Farben
im Wesen der Sache liegt, daß sie giftig sind, da sie ja mit
Zellbestandteilen Reaktionen eingehen. Geprüft habe ich die
Geeignetheit der Farben, um mein kostbares Material zu schonen,
an Cymbulium und an Beroe. Trypanblau, Trypanrot und Nilblau-
Sulfat waren für die Heteropoden stark giftig. Es traten Krämpfe
auf oder das Tier nahm eine eigentümliche gekrümmte Zwangs-
lialtung ein, in der es nach einiger Zeit zugrunde ging. Man
17) E. Overton, Pringslieims Jahrb. f. iviss. Botanik, 34, 669 (1899).
18) W. Kurland, iLid. 46, 1 (1909).
19) A. Garmus, Zeitschr. f. Biol., 58, 185 (1912).
20) R. Hörer, Biochem. Zeitschr., 20.
 
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