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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0014
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14 (B. 7)

Otto Cohnheim :

kann dann nur sehen, daß die Niere sich unvergleichlich viel
stärker färbt als der übrige Körper, die Farben also speichert.
Dasselbe war mit Carmin, Kongorot, Neutralrot, Alizarin und
Indigcarmin der Fall. In der Leibeshöhle beobachtete man eine
schwache Färbung, ebenso nach einiger Zeit im Herzen. Ganz
intensiv dunkel wurde immer die Niere gefärbt. Meist wurden
außerdem die Kiemen stark gefärbt. Es ist denkbar, wenn auch
diese Frage bisher bei den Wassertieren kaum erörtert wurde,
daß die Kiemen neben der Atmung auch der Ausscheidung von
wasserlöslichen Stoffen dienen. Dagegen spricht es aber, daß
die Kiemen dann, wenn sie stärker gefärbt wurden, immer in
einer eigentümlichen Weise schrumpften und ihre normalen
leisen Bewegungen einstellten, also jedenfalls deutlich geschädigt
waren.
Bei diesen Versuchen konnte man nun aber noch einiges
weitere beobachten, das zur Aufklärung der Funktion der Iietero-
podenniere dient. Ich sagte schon, daß die Niere mit einer kon-
traktilen Blase verbunden ist, und daß dies sonderbare Verhalten
den früheren Beobachtern Schwierigkeiten bereitet hat. Das
„schwammige“ Organ ragt in die kontraktile Blase hinein und
wird zunächst mit Blut versorgt. Bei den Farbstoffinjektionen
kann man nun sehen, wie sich zunächst dies schwammige Organ
stark färbt und sehr schnell, schon eine Minute nach der In-
jektion, einen erheblichen Teil des Farbstoffes abfängt. Nach
einer längeren Pause färbt sich dann allmählich auch der Inhalt
der Blase, und nach noch längerer Zeit sieht man einen gefärbten
Streifen, der von der Blase nach dem Außenwasser geht. Der
Blaseninhalt und dieser Streifen sind aber immer unvergleichbar
viel schwächer gefärbt als das schwammige Organ. Ich stelle
mir den Zusammenhang so vor, daß durch die rhythmischen
Kontraktionen der Blase, die ja mit dem Außenwasser in Ver-
bindung steht, das schwammige Organ abgespült wird. Einige
Male, besonders deutlich bei Injektionen von Nilblausulfat oder
einer konzentrierten Lösung von Neutralrot, stand das Herz still.
Die Nierenblase pulsierte dagegen weiter und förderte von dem
in dem schwammigen Organ gespeicherten Farbstoff noch einen
gewissen Teil nach außen ab. Die kontraktile Blase, die mit
Seewasser gefüllt ist, hat darnach dieselbe Funktion wie das
Glomerulusfiltrat bei der Säugerniere. Auch dort erfolgt die
Zufuhr der harnfähigen Substanzen durch die Blutgefäße an die
 
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