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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0015
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Zur Physiologie der Nierensekretion.

(B. 7) 15

innere Seite der sezernierenden Zellen der Harnkanälchen, die
Abfuhr durch das Glomeralusfiltrat an der äußeren, der Außen-
welt zugekehrten, Seite. Auf diese Weise wird die Kontraktilität
der Niere verständlich, auch ohne daß ein gerichteter Strom
vorhanden ist, und man sieht, wie durch die vergleichende Phy-
siologie auch für die Niere der höheren Tiere festgestellt wird,
welcher Mechanismus hei ihr der entscheidende ist. Für die
Heteropoden braucht man wohl nicht mehr anzunehmen, daß
die kontraktile Nierenblase neben ihrer sezernierenden Funktion
auch noch die Aufgabe hätte, dem Organismus Seewasser von
außen zuzuführen. Ich kann zwar nicht ausschließen, daß sie
diese Funktion hat, aber so viel ich sehe, war die vermutete
Wasseraufnahme doch nur eine Hilfsannahme, weil man nicht
verstand, weshalb die Niere kontraktil wäre.
Für meine ursprüngliche Fragestellung war mit diesen Ver-
suchen zunächst nur das Eine beantwortet, daß es in der Niere
vor der Ausscheidung zu einer Speicherung kommt, was ja
schon oft beobachtet war, wenn auch, so viel ich sehe, noch nie
am lebenden unversehrten Tier.
Ich wollte aber weiter gehen und wissen, ob bei dieser
Speicherung eine chemische Reaktion zwischen den Bestand-
teilen des Nierenprotoplasmas und den gespeicherten Stoffen
statthat. Zur Entscheidung dieser Frage benutzte ich die Beob-
achtungen von M. Heidenhain über die Verbindungen zwischen
Eiweißkörpern und Anilinfarben.21) Heidenhain zeigte, daß die
meisten Anilinfarben mit den Eiweißkörpern als amphoteren
Elektrolyten Salze bilden. Am sinnfälligsten ist diese Salz-
bildung, wenn die Farbsäure eine bestimmte Farbe hat, ihr
Salz aber eine andere, oder wenn etwa umgekehrt, wie bei
Nilblau, die Farbbase anders gefärbt ist als die Salze. Heiden-
hain hat diese Salzbildungen zur Erklärung histologischer Re-
aktionen benutzt, ich habe versucht, sie nun auch im lebenden
Tier zu beobachten. LTnter der großen Zahl der von Heidenhain
geprüften Stoffe waren die meisten nun allerdings deshalb un-
brauchbar, weil sie bereits in dem amphoteren Seewasser und
der sich entsprechend verhaltenden Leibeshöhlenflüssigkeit Salze
bilden. Von Basen erwies sich das Neutralrot als gut brauch-
bar, das in Seewasser, zumal wenn man noch etwas Alkali
hinzufügt, rein gelb ist. Erst nach sehr langem Stehen tritt

21) M. Heidenhain, Pflügers Arch., 90, 115 (1902); 96, 440 (1903).
 
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