Metadaten

Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0016
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
16 (B. 7)

Otto Cohnheim :

auch im Seewasser bisweilen eine Rötung ein. Ich löste Neutral-
rot in Seewasser, dem etwas Alkali zugesetzt wurde. Da ich nicht
sehr viele Versuchstiere zur Verfügung hatte, Und da-ich bei dem
schwankenden Vorkommen der Heteropoden vor allem nicht
voraus wissen konnte, wie viele Tiere ich noch weiterhin be-
kommen würde, wollte ich nicht etwa mit Lösungen von ver-
schiedener Alkalieszenz bei verschiedenen Tieren Injektionen
machen. Ich ging daher so vor, daß ich Neutralrot in Seewasser
löste, beziehentlich aufschwemmte, dem Seewasser eine größere
Anzahl Plankton-Krebschen hinzusetzte und so viel Alkali hinzu-
fügte, daß das Seewasser dauernd gelb blieb, die Krebschen aber
in ihren Bewegungen nicht geschädigt wurden. Diese gelbe
Lösung wurde Pterotrachea und Carinaria in die Leibeshöhle
injiziert. Nahm ich eine stärkere Lösung, so verbreitete sich
die gelbe Farbe durch das Tier hin. Die Niere wurde stark
rot, aber nach einiger Zeit röteten sich, freilich auch wieder
unter Schrumpfung, auch die Kiemen, und im Laufe der Zeit
ging auch im übrigen Tier das Gelb allmählich in Rot über. Die
starke Speicherung der Farbe in der Niere und der sofortige Um-
schlag in der Niere nach einer Minute, während die Rötung im
übrigen Tiere erst nach 30—60 Minuten auftrat, machen das
Experiment beweisend. Dabei reagiert Neutralrot, wie ich mich
an Hühnereiweiß und an Casein überzeugt habe, durchaus nicht
etwa leicht mit Eiweiß, sondern es müssen in den ausscheidenden
Zellen besondere Stoffe vorhanden sein, die leicht mit dem Farb-
stoff reagieren und ihn fixieren. Nimmt man eine Aufschwemmung
von Neutralrot, so kann man nach einiger Zeit, wie oben ge-
schildert, sehen, daß sich die kontraktile Nierenblase schwach
färbt und ein ganz schwach gefärbter Streifen nach außen zieht.
Am beweisendsten schienen mir einige Versuche zu sein, in
denen ich eine kleine Menge einer ganz verdünnten alkalischen
Neutralrotlösung injizierte. Die Farbstoffmenge war so gering,
daß an dem übrigen Tier überhaupt keine Färbung zu sehen
war. Bereits nach 21/2 Minuten war die Niere deutlich rot. Eine
Ausscheidung konnte ich nicht beobachten. Diese verdünnten
Injektionen schaden den Tieren nichts, und ich habe sie neben-
her mit ungefärbtem oder anders gefärbtem Fleisch gefüttert.
In diesen Versuchen ist es sehr deutlich, daß die Niere zugleich
Speichernngsorgan ist und daß die Base Neutralrot unter Salz-
bildung gespeichert wird.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften