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Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0017
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Zur Physiologie der Nierensekretion.

(B. 7) 17

Gegen diesen letzteren Schluß kann freilich noch der Ein-
wand erhoben werden, daß die Rotfärbung der Niere einfach
darauf beruht, daß in ihr saure Reaktion herrscht. Löß und
Warburg22) haben ja Neutralrot als Indikator in lebenden Zellen
benutzen können. Es kam deshalb alles darauf an, auch mit
Säuren Versuche anzustellen und zu sehen, ob auch sie nicht
in der Säurefarbe, sondern in der Salzfarbe gespeichert werden.
Dies war schwierig, weil sich die Säuren im Seewasser, sobald
sie sich überhaupt lösen, als Salze lösen. Eine ganze Reihe der
von Heidenhain verwendeten Farbstoffe Kongorot, Kongokorinth,
Benzopurpurin, verschiedene Alizarine, gaben wenig deutliche
Ergebnisse. Injizierte man eine Aufschwemmung, so sammelte
sich diese in der Niere an und ging dabei in die Salzfarbe über.
Aber dieser Übergang in die Salzfarbe erfolgte auch in der
Leibeshöhle, im Herzen und in anderen Organen, und die zeit-
lichen Unterschiede waren nicht groß genug, um sichere Schlüsse
darauf zu bauen. Zu beweisen war auf diese Weise nur, daß in
der Niere keine saure Reaktion herrschte. Dies war z. B. deut-
lich, als ich einem Tiere erst eine Aufschwemmung der Nilblau-
base und eine Stunde nachher eine solche der Kongosäure in-
jizierte. Auf die erste Injektion wurde die Niere blau, auf die
zweite Injektion strichweise daneben rot, so daß die beiden
Salze nebeneinander gebildet waren. Am besten kam ich schließ-
lich mit einem Alizarin zum Ziele, das in Substanz gelb war,
sich in Wasser nicht und in Alkalien blau löste. Ich injizierte
eine gelbe Aufschwemmung dieses Alizarins, und die Niere wurde
zunächst stark gelb. Nach einiger Zeit aber ging dieses Gelb
strichweise in Blau über. Dies selbe Alizarin habe ich auch ver-
füttert. Der sauer reagierende Darminhalt war stark gelb gefärbt,
aus ihm heraus aber färbte sich die Darmwand blau an. Als der
Darm platzte, und der gelbe Inhalt in die Leibeshöhle trat,
konnte man die Blaufärbung des Darmes aufs einfachste kon-
statieren. Hier hatte sich also beim Durchtritt durch die Darm-
wand eine Salzbildung zwischen der Farbsäure und einem Be-
standteile der Darmwand vollzogen, während der Darminhalt
sauer blieb.
Die Niere reagiert also mit auszuscheidenden Säuren und
Basen, indem sie beide durch eine chemische Reaktion fixiert.

) 0. Warburg, Zeitsehr. f. physiol. Chemie, 66, 313 (1910).

Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, math.-naturw. Kl. 1912. B. 7.
 
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