Metadaten

Cohnheim, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1912, 7. Abhandlung): Zur Physiologie der Nierensekretion, 1 — Heidelberg, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37621#0018
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18 (B. 7) Otto Cohnheim : Zur Physiologie der Nierensekretion.

Dies Ergebnis spricht jedenfalls für die eingangs erwähnte An-
nahme, daß die auszuscheidenden harnfähigen Stoffe durch das
Protoplasma der Niere fixiert und ausgefüllt werden, und nicht
gelöst die Zelle passieren, sondern während des Durchtritts durch
die Zelle an das Protoplasma gebunden sind.
Ich glaube, daß die Beobachtungen dieser Salzbildung in der
Niere auch noch auf anderen Gebieten verwertbar sind. Für den
Darm, durch den ja ebenfalls wasserlösliche Stoffe hindurch-
wandern, spricht die Beobachtung bei der Fütterung des Alizarins
dafür, daß hier entsprechende Vorgänge eine Rolle spielen, aber
auch bei anderen Organen wird man künftig bei der Erklärung
elektiver Stofftransporte mehr Wert auf die chemische Bindung
legen müssen, als es heute gemeinhin der Fall ist. Ehrlich
ist der einzige, der alle Stofftransporte und Stoffaufnahmen konse-
quent als chemische Bindung durch Rezeptoren ansieht. Sonst
ist in der Physiologie der letzten Jahre unter dem Einflüsse der
bestrickenden Einfachheit der Overton’s chen Lehren immer nur
von Zelldurchlässigkeit und von Eindringungsfähigkeit die Rede,
als wäre das Protoplasma eine von Membranen umgebene Flüssig-
keit und alle Stoffe einfach in ihm gelöst. Mit Befriedigung fand
ich hei der Rückkehr von Villefranche die unter Ashers Leitung
ausgeführte Untersuchung von Garmus23) vor, deren Gedanken-
gang sich vielfach mit dem mehligen deckt.

Zusammenfassung:
1. Die Heteropoden sind wegen ihrer Durchsichtigkeit ge-
eignete Objekte, um an ihnen mittelst Farbstoffen allgemein bio-
logische Fragen zu studieren.
2. Die Nahrungsaufnahme der Heteropoden geschieht durch
einen Tango-Reflex und ist weder durch optische noch durch
chemische Reize bedingt. Bei der Auswahl der Nahrung spielt
ein chemisches Organ eine Rolle.
3. Die harnfähigen Substanzen werden vor der Sekretion in
der Niere gespeicherf, indem sie durch das Protoplasma der
Niere als Salze gebunden werden.
23) A. Garmus, Zeitschr. f. Biol., 58, 185 (1912).

C. F. Winterfelle Buchdruckerei.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften