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Ranke, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1914, 2. Abhandlung): Zur Theorie mesenchymaler Differenzierungs- und Imprägnationsvorgänge: unter normalen und pathologischen Bedingungen (mit besonderer Berücksichtigung der Blutgefäßwand) — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.34091#0004
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4(B.2)

0. Ranke:

der Blutzellen in frühen Embryonalperioden zu vollziehen; ihm
folgt die Bildung von ,,histiogenen Wanderzellen" unter embryo-
logischen und pathologischen Bedingungen (z. B. Bildung von
,,Makrophagen" aus dem Bindegewebe der serösen Häute, von
,,Gitterzellen" aus der Gefäßadventitia).
Große Schwierigkeiten bieten unserem — noch überall durch
das alte Dogma von der ,,zellulären" Struktur der Gewebe ge-
hemmten — Verständnisse die ,.Prozesse im Netze".
Nach einer vorläufigen Einteilung können wir unterscheiden:
1. morphotische Differenzierungsvorgänge,
2. Entoplasma-Ektoplasma-Differenzierung(HANSEN),
3. chemischeDifferenzierungs- (oderlmprägnations-)
Vorgänge,
4. Desimprägnations- (oder Resorptions-) Vorgänge.
Unter dem Ausdruck der ,,morphotischen Differenzie-
rung" möchte ich die Bildung eines den sämtlichen Ab-
schnitten des Mesenchymalnetzes gemeinsamen fibril-
lären Differenzierungsprodukts verstanden wissen. Dieses
Differenzierungsprodukt ist überall dasselbe, ob ein Anteil
des Mesenchymalnetzes im Verlaufe der weiteren Entwicklung
das Bindegewebe der Subkutis, eines Muskels, Nerven oder eines
drüsigen Organs, ob es Knorpel, Knochen oder Knochenmark,
Sehne, Arterienwand oder etwa Glaskörper des Auges zu bilden
bestimmt ist. Wir finden dasselbe Differenzierungsprodukt unter
pathologischen Bedingungen überall wieder, wo eine Neu-
bildung von Mesenchymalnetz-Bestandteilen statthat, speziell
im ,,Granulationsgewebe" und in den ,,Sarkombildungen"
der Pathologen. Eine einheitliche Bezeichnung hat dieses fibril-
läre Differenzierungsprodukt, das für das Mesenchymalnetz ebenso
charakteristisch und spezifisch zu sein scheint wie die ,,GIiafibrille"
für die ektodermale Stützsubstanz des Zentralnervensystems,
bei den Autoren der Embryologie, normalen Histologie und Patho-
logienichtgefunden. Statt derzahlreichen und mißverständlichen
bisherigen Bezeichnungen (,,Fibroglia" AlALLORYS, ,,Gitterfasern"
KuPFFERS, ,,praekollagene" und ,,praeelastische" Fibrillen ver-
schiedenerAutoren) möchte ich (mitSTUDNiCKA) als entsprechend-
sten Namen vorschlagen: ,,Mesenchymfibrille" oder (nach
der geeignetsten Methode zur Darstellung dieses Differenzierungs-
produktes im histologischen Präparate) ,,Silberfibrille".
 
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