Chemotaxis bei pathologischen Vorgängen. (B. 3) 11
von den Phagocyten aufgenommen und, wenn dies geschieht, darin
zum Absterben gebracht. Manche bleiben im Inneren der Zellen
lebensfähig; sie werden zwar zunächst an weiterer Vermehrung
gehindert, können aber unter Umständen später doch noch an
anderer Stelle ihre verderbliche Wirkung ausüben. Es handelt
sichin derTat um einen Kampf einander entgegenwirkender
Einflüsse, und gegenüber hochvirulenten Mikroorganismen er-
weist sich die Phagocytose oft machtlos. Ihre Wirkung wurde in
früherer Zeit, zumal gegenüber spezifischen Krankheitserregern,
wohl etwas überschätzt.
Zur Bekämpfung der letzteren verfügt der Organismus noch
über andere, viel wirksamere Mittel, die Erzeugung von Schutz-
stoffen und Antikörpern, worauf ich aber nicht weiter eingehen
kann.
Wenn die Leukocyten gegenüber den durch eine Wunde in
den Körper eingedrungenen Mikrobien ihre schützende Wirkung
ausüben sollen, so müssen sie natürlich in genügender Menge an
Ort und Stelle vorhanden sein. Dies ist aber im normalen Zustande
keineswegs der Fall. Hier tritt nun der Vorgang der Auswanderung
aus den Gefäßen hilfreich ein, der sich überall einstellt, wo gewisse
schädliche Substanzen, insbesondere bakterieller Natur, in das
betreffende Organ hineingelangt sind. Nicht alle fremden Sub-
stanzen und auch nicht alle Mikroorganismen haben aber in glei-
chem Maße die Fähigkeit, Leukocytenauswanderung hervorzu-
rufen. Diese Eigenschaft hängt wesentlich davon ab, ob die An-
wesenheit der betreffenden Substanz im Inneren des Körpers
dessen Gewebe in einer bestimmten Art und Weise schädigt. Wir
sehen dies besonders deutlich, wenn wir untersuchen, welche Folgen
die Einfuhr einfachster chemischer Substanzen, z. B. gewisser
Metalle, im Auge hervorruft. Solche Versuche müssen mit sorg-
fältiger Beobachtung der Asepsis vorgenommen werden; es muß
ausgeschlossen sein, daß mit dem Fremdkörper Keime der überall
vorhandenen, Eiterung erregenden Mikrobien mit in das Auge
gelangen, weil man nur dann sicher sein kann, daß die beobach-
teten Folgen allein der Wirkung des eingeführten Fremdkörpers
zuzuschreiben sind. Die Wirkung scheint von dem Vorhanden-
sein ganz bestimmter chemischer Affinitäten abzuhän-
gen. Stückchen reinen metallischen Goldes werden im Auge jahre-
lang ohne äußerlich sichtbare Folgen vertragen, was bei seiner
Unlöslichkeit ja nicht anders zu erwarten ist. Andere dem Körper
von den Phagocyten aufgenommen und, wenn dies geschieht, darin
zum Absterben gebracht. Manche bleiben im Inneren der Zellen
lebensfähig; sie werden zwar zunächst an weiterer Vermehrung
gehindert, können aber unter Umständen später doch noch an
anderer Stelle ihre verderbliche Wirkung ausüben. Es handelt
sichin derTat um einen Kampf einander entgegenwirkender
Einflüsse, und gegenüber hochvirulenten Mikroorganismen er-
weist sich die Phagocytose oft machtlos. Ihre Wirkung wurde in
früherer Zeit, zumal gegenüber spezifischen Krankheitserregern,
wohl etwas überschätzt.
Zur Bekämpfung der letzteren verfügt der Organismus noch
über andere, viel wirksamere Mittel, die Erzeugung von Schutz-
stoffen und Antikörpern, worauf ich aber nicht weiter eingehen
kann.
Wenn die Leukocyten gegenüber den durch eine Wunde in
den Körper eingedrungenen Mikrobien ihre schützende Wirkung
ausüben sollen, so müssen sie natürlich in genügender Menge an
Ort und Stelle vorhanden sein. Dies ist aber im normalen Zustande
keineswegs der Fall. Hier tritt nun der Vorgang der Auswanderung
aus den Gefäßen hilfreich ein, der sich überall einstellt, wo gewisse
schädliche Substanzen, insbesondere bakterieller Natur, in das
betreffende Organ hineingelangt sind. Nicht alle fremden Sub-
stanzen und auch nicht alle Mikroorganismen haben aber in glei-
chem Maße die Fähigkeit, Leukocytenauswanderung hervorzu-
rufen. Diese Eigenschaft hängt wesentlich davon ab, ob die An-
wesenheit der betreffenden Substanz im Inneren des Körpers
dessen Gewebe in einer bestimmten Art und Weise schädigt. Wir
sehen dies besonders deutlich, wenn wir untersuchen, welche Folgen
die Einfuhr einfachster chemischer Substanzen, z. B. gewisser
Metalle, im Auge hervorruft. Solche Versuche müssen mit sorg-
fältiger Beobachtung der Asepsis vorgenommen werden; es muß
ausgeschlossen sein, daß mit dem Fremdkörper Keime der überall
vorhandenen, Eiterung erregenden Mikrobien mit in das Auge
gelangen, weil man nur dann sicher sein kann, daß die beobach-
teten Folgen allein der Wirkung des eingeführten Fremdkörpers
zuzuschreiben sind. Die Wirkung scheint von dem Vorhanden-
sein ganz bestimmter chemischer Affinitäten abzuhän-
gen. Stückchen reinen metallischen Goldes werden im Auge jahre-
lang ohne äußerlich sichtbare Folgen vertragen, was bei seiner
Unlöslichkeit ja nicht anders zu erwarten ist. Andere dem Körper