12 (B. 3)
Th. Leber:
fremde Metalle, wie Kupfer und Quecksilber, bewirken dagegen
Eiterung; das letztere trotz sehr geringer Löslichkeit in den
Körperflüssigkeiten, während das zu den Bestandteilen des Kör-
pers gehörende Eisen keine Eiterung hervorruft, wenn es sich
auch nach jahrelangem Verweilen im Auge als für das zarte Ge-
webe der Netzhaut in anderer Art verderblich erweist.
Hiernach ist leicht zu verstehen, daß von der großen Zahl
verschiedenartiger Mikroorganismen, deren Keime in den Körper
eindringen und darin zur Entwicklung kommen, nur diejenigen
Arten eitrige Entzündung bewirken, welche dessen Gewebe durch
von ihnen abgesonderte giftige Substanzen, sog. Toxine, in be-
stimmter Weise schädigen.
Betrachten wir nun, was geschieht, wenn sich in einem gefäß-
losen Organ, z. B. in der Mitte der durchsichtigen Hornhaut des
Auges, ein Herd von eitererregenden Mikrobien entwickelt hat.
Zunächst kommt es zur Ausdehnung des den Rand umgebenden
Netzes von Blutgefäßen, zur Verlangsamung des Blutstroms und
zur Bildung einer ruhenden Schicht von Leukocyten an der Innen-
wand der Gefäße. Alsdann beginnt in der vorhin angegebenen
Weise eine massenhafte Auswanderung von Leukocyten,
welche sich nach dem Orte des Entzündungsreizes hin
begeben und dort ansammeln. Es muß also von dem
letzteren ein Einfluß ausgehen, welcher die noch in
den Gefäßen enthaltenen Leukocyten zur Auswande-
rung veranlaßt. Dieser Einfluß ist so mächtig, daß die Zellen,
obwohl das d i c h t g e f ü g t e Gewebe der Hornhaut ihrer
Wanderung einen sehr beträchtlichen Widerstand ent-
gegensetzt, dem Gesetz der Chemotaxis gemäß, dem Kon-
zentrationsmaximum der erregenden Substanz zu stre-
ben. Es läßt sich zeigen, daß dieser Einfluß nur in der Wirkung
einer von den Mikroorganismen erzeugten toxischen
Substanz bestehen kann, welche durch Diffusion bis zu den am
Hornhautrande befindlichen Gefäßen gelangt. Auf diese Art er-
klärt sich, warum am Orte des Entzündungsreizes immer sehr rasch
eine reichliche Menge von Leukocyten auftritt, mag der Reiz die
Blutgefäße direkt treffen oder entfernt von denselben auf das
Gewebe einwirken.
Das weitere Verhalten kann nnn verschieden sein. Ist die Wir-
kung der Mikroorganismen nur mäßig intensiv, so dringen die
Leukocyten bis in den Pilzherd selbst ein und es kommt zu Phago-
Th. Leber:
fremde Metalle, wie Kupfer und Quecksilber, bewirken dagegen
Eiterung; das letztere trotz sehr geringer Löslichkeit in den
Körperflüssigkeiten, während das zu den Bestandteilen des Kör-
pers gehörende Eisen keine Eiterung hervorruft, wenn es sich
auch nach jahrelangem Verweilen im Auge als für das zarte Ge-
webe der Netzhaut in anderer Art verderblich erweist.
Hiernach ist leicht zu verstehen, daß von der großen Zahl
verschiedenartiger Mikroorganismen, deren Keime in den Körper
eindringen und darin zur Entwicklung kommen, nur diejenigen
Arten eitrige Entzündung bewirken, welche dessen Gewebe durch
von ihnen abgesonderte giftige Substanzen, sog. Toxine, in be-
stimmter Weise schädigen.
Betrachten wir nun, was geschieht, wenn sich in einem gefäß-
losen Organ, z. B. in der Mitte der durchsichtigen Hornhaut des
Auges, ein Herd von eitererregenden Mikrobien entwickelt hat.
Zunächst kommt es zur Ausdehnung des den Rand umgebenden
Netzes von Blutgefäßen, zur Verlangsamung des Blutstroms und
zur Bildung einer ruhenden Schicht von Leukocyten an der Innen-
wand der Gefäße. Alsdann beginnt in der vorhin angegebenen
Weise eine massenhafte Auswanderung von Leukocyten,
welche sich nach dem Orte des Entzündungsreizes hin
begeben und dort ansammeln. Es muß also von dem
letzteren ein Einfluß ausgehen, welcher die noch in
den Gefäßen enthaltenen Leukocyten zur Auswande-
rung veranlaßt. Dieser Einfluß ist so mächtig, daß die Zellen,
obwohl das d i c h t g e f ü g t e Gewebe der Hornhaut ihrer
Wanderung einen sehr beträchtlichen Widerstand ent-
gegensetzt, dem Gesetz der Chemotaxis gemäß, dem Kon-
zentrationsmaximum der erregenden Substanz zu stre-
ben. Es läßt sich zeigen, daß dieser Einfluß nur in der Wirkung
einer von den Mikroorganismen erzeugten toxischen
Substanz bestehen kann, welche durch Diffusion bis zu den am
Hornhautrande befindlichen Gefäßen gelangt. Auf diese Art er-
klärt sich, warum am Orte des Entzündungsreizes immer sehr rasch
eine reichliche Menge von Leukocyten auftritt, mag der Reiz die
Blutgefäße direkt treffen oder entfernt von denselben auf das
Gewebe einwirken.
Das weitere Verhalten kann nnn verschieden sein. Ist die Wir-
kung der Mikroorganismen nur mäßig intensiv, so dringen die
Leukocyten bis in den Pilzherd selbst ein und es kommt zu Phago-