Chemotaxis bei pathologischen Vorgängen. (B. 3) 13
cytose und Vernichtung der Mikroorganismen. Das betroffene
Gewebe bleibt in diesem Falle lebensfähig und kann nach Abwan-
derung oder nach Zerfall und Aufsaugung der mit den Mikrobien
beladenen Leukocyten annähernd oder voll zum normalen Zu-
stand zurückkehren.
Völlig anders gestaltet sich der Vorgang, wenn die toxische
Wirkung der Mikroorganismen so stark ist, daß der davon betrof-
fene Gewebeteil zum Absterben gebracht wird. In diesem Falle
vermögen die Leukocyten nicht in den Pilzherd einzudringen;
nachdem sie bis zu seinem Rande gelangt sind, erliegen sie der
lähmenden Wirkung der toxischen Produkte der Mikrobien und
bilden um den Herd einen Ring von dichter eitriger Infiltration.
Das von den Pilzen durchwachsene nekrotische Gewebe ist jetzt
definitiv verloren, und die Heilung kann nur durch Entfernung
desselben erfolgen. Nun macht sich die gewebslösende Wirkung
der Leukocyten im Großen geltend. Die von ihnen eingenommene
ringförmige Zone des Gewebes wird durch das von ihnen gelieferte
Ferment erreicht und zur Lösung gebracht, was man als Gewebs-
lösung oder Histolyse bezeichnet. Das Gewebe nebst den ein-
gedrungenen Eiterkörperchen wandelt sich dabei in Eiter um, und
es kommt dadurch zur Abstoßung des ganzen von den Pilzen
durchwachsenen Gewebsabschnitts, zur Trennung desselben von
dem gesund gebliebenen Gewebe, weshalb man den ganzen Vorgang
mit dem Namen der demarkierenden Eiterung belegt hat.
Ist auf diese Art die schädliche Substanz, wenn auch mit Verlust
eines Teils des betroffenen Organs beseitigt, so können die Vor-
gänge der Wundheilung und Regeneration Platz greifen.
Der Vorgang ist also im wesentlichen der, daß durch die Wir-
kung der Toxine der an einer Stelle des Körpers entwickelten
Mikroorganismen, welche sich durch Diffusion bis zu den Blut-
gefäßen verbreiten, die in den letzteren enthaltenen Leukocyten
hervorgelockt und nach dem Mikrobienherd hingeführt werden,
und daß diese alsdann durch Phagozytose und Histolyse, soweit
möglich, die zur Entwicklung gekommenen Mikrobien unschädlich
machen und deren Entfernung vermitteln.
Die positive chemotaktische Wirkung der Eiterung erregenden
Schädlichkeiten läßt sich auch noch in anderer Weise demonstrie-
ren, indem man solche Substanzen in die vordere Augenkammer
bringt. Führt man Extrakte der eitererregenden Mikroorganismen,
die man in kleiner Menge in den Grund eines Miniaturröhrchens ge-
cytose und Vernichtung der Mikroorganismen. Das betroffene
Gewebe bleibt in diesem Falle lebensfähig und kann nach Abwan-
derung oder nach Zerfall und Aufsaugung der mit den Mikrobien
beladenen Leukocyten annähernd oder voll zum normalen Zu-
stand zurückkehren.
Völlig anders gestaltet sich der Vorgang, wenn die toxische
Wirkung der Mikroorganismen so stark ist, daß der davon betrof-
fene Gewebeteil zum Absterben gebracht wird. In diesem Falle
vermögen die Leukocyten nicht in den Pilzherd einzudringen;
nachdem sie bis zu seinem Rande gelangt sind, erliegen sie der
lähmenden Wirkung der toxischen Produkte der Mikrobien und
bilden um den Herd einen Ring von dichter eitriger Infiltration.
Das von den Pilzen durchwachsene nekrotische Gewebe ist jetzt
definitiv verloren, und die Heilung kann nur durch Entfernung
desselben erfolgen. Nun macht sich die gewebslösende Wirkung
der Leukocyten im Großen geltend. Die von ihnen eingenommene
ringförmige Zone des Gewebes wird durch das von ihnen gelieferte
Ferment erreicht und zur Lösung gebracht, was man als Gewebs-
lösung oder Histolyse bezeichnet. Das Gewebe nebst den ein-
gedrungenen Eiterkörperchen wandelt sich dabei in Eiter um, und
es kommt dadurch zur Abstoßung des ganzen von den Pilzen
durchwachsenen Gewebsabschnitts, zur Trennung desselben von
dem gesund gebliebenen Gewebe, weshalb man den ganzen Vorgang
mit dem Namen der demarkierenden Eiterung belegt hat.
Ist auf diese Art die schädliche Substanz, wenn auch mit Verlust
eines Teils des betroffenen Organs beseitigt, so können die Vor-
gänge der Wundheilung und Regeneration Platz greifen.
Der Vorgang ist also im wesentlichen der, daß durch die Wir-
kung der Toxine der an einer Stelle des Körpers entwickelten
Mikroorganismen, welche sich durch Diffusion bis zu den Blut-
gefäßen verbreiten, die in den letzteren enthaltenen Leukocyten
hervorgelockt und nach dem Mikrobienherd hingeführt werden,
und daß diese alsdann durch Phagozytose und Histolyse, soweit
möglich, die zur Entwicklung gekommenen Mikrobien unschädlich
machen und deren Entfernung vermitteln.
Die positive chemotaktische Wirkung der Eiterung erregenden
Schädlichkeiten läßt sich auch noch in anderer Weise demonstrie-
ren, indem man solche Substanzen in die vordere Augenkammer
bringt. Führt man Extrakte der eitererregenden Mikroorganismen,
die man in kleiner Menge in den Grund eines Miniaturröhrchens ge-