Chemotaxis bei pathologischen Vorgängen.
(B. 3) 17
der Fälle durch erbliche Einflüsse übertragen wird.
Direkte Erblichkeit ist allerdings recht selten und kommt nur
in etwa 4—5 % der Fälle vor; man findet aber in nicht ganz 25%
der Fälle familiäres Auftreten, d. h. Ergriffensein mehrerer
Geschwister derselben Familie, und in etwas mehr als 25% Bluts-
verwandtschaft der Eltern. Der Einfluß der letzteren darf
hier nicht so aufgefaßt werden, als ob durch die Verwandtenehe
an sich eine Degeneration der Nachkommen bewirkt würde; er ist
vielmehr so zu verstehen, daß beide Eltern in Folge ihrer Verwandt-
schaft eine Disposition zu derselben Erkrankung mitbringen,
welche nicht stark genug ist, um sie bei ihnen zum Ausbruch zu
bringen, die aber durch die Vererbung von zwei Seiten her derart
gesteigert werden kann, daß es bei den Nachkommen zur Ent-
stehung der Krankheit kommt.
Ich muß noch hervorheben, daß es sich hier nicht etwa um
die intrauterine Übertragung einer parasitären Krank-
heitsursache handelt, wie bei angeborener Syphilis oder Tuber-
kulose, sondern um wirkliche Vererbung, die auf einer Kei-
mesanomalie beruht. Dabei ist schwer verständlich, daß uns
als Folge der Vererbung hier nicht eine Bildungsanomalie
oder eine abnorme Eigenschaft des Körpers entgegentritt,
sondern ein pathologischer Prozeß, welcher zuweilen erst längere
Zeit nach der Geburt einsetzt, sich Jahre lang weiter entwickelt
und zu immer höheren Graden steigert.
Erst in den letzten Jahren hat sich herausgestellt, daß Ein-
wanderung von Pigmentepithelzellen, noch dazu in Ver-
bindung mit einer beträchtlichen Fettaufnahme der-
selben, eine wesentliche Rolle auch bei einer anderen
schweren Netzhauterkrankung spielt, der schon vorhin
von mir erwähnten, zu Nierenleiden hinzutretenden Re-
tinitis. Man findet dabei, abgesehen von sonstigen Veränderungen,
die sonst völlig durchsichtige Netzhaut von zahlreichen opaken, hell
weiß aussehenden Flecken durchsetzt, welche sich allmählich ver-
größern und zu ausgedehnten weißen Flächen zusammenfließen
können. Dieses auffallende Bild kommt dadurch zu Stande, daß
große, mit Tröpfchen einer fettartigen Substanz erfüllte Zellen,
sog. Fettkörnchenzellen, in das Gewebe der Netzhaut zwischen
ihre wesentlichen Elemente dicht neben einander eingelagert sind.
Man hatte früher, in Übereinstimmung mit der in der Pathologie
herrschenden Lehre von der fettigen Degeneration, auch
Sitzungsberichte d. Heideib. Akad., math.-naturw. Ki. B. 1914. 3. Abh. 2
(B. 3) 17
der Fälle durch erbliche Einflüsse übertragen wird.
Direkte Erblichkeit ist allerdings recht selten und kommt nur
in etwa 4—5 % der Fälle vor; man findet aber in nicht ganz 25%
der Fälle familiäres Auftreten, d. h. Ergriffensein mehrerer
Geschwister derselben Familie, und in etwas mehr als 25% Bluts-
verwandtschaft der Eltern. Der Einfluß der letzteren darf
hier nicht so aufgefaßt werden, als ob durch die Verwandtenehe
an sich eine Degeneration der Nachkommen bewirkt würde; er ist
vielmehr so zu verstehen, daß beide Eltern in Folge ihrer Verwandt-
schaft eine Disposition zu derselben Erkrankung mitbringen,
welche nicht stark genug ist, um sie bei ihnen zum Ausbruch zu
bringen, die aber durch die Vererbung von zwei Seiten her derart
gesteigert werden kann, daß es bei den Nachkommen zur Ent-
stehung der Krankheit kommt.
Ich muß noch hervorheben, daß es sich hier nicht etwa um
die intrauterine Übertragung einer parasitären Krank-
heitsursache handelt, wie bei angeborener Syphilis oder Tuber-
kulose, sondern um wirkliche Vererbung, die auf einer Kei-
mesanomalie beruht. Dabei ist schwer verständlich, daß uns
als Folge der Vererbung hier nicht eine Bildungsanomalie
oder eine abnorme Eigenschaft des Körpers entgegentritt,
sondern ein pathologischer Prozeß, welcher zuweilen erst längere
Zeit nach der Geburt einsetzt, sich Jahre lang weiter entwickelt
und zu immer höheren Graden steigert.
Erst in den letzten Jahren hat sich herausgestellt, daß Ein-
wanderung von Pigmentepithelzellen, noch dazu in Ver-
bindung mit einer beträchtlichen Fettaufnahme der-
selben, eine wesentliche Rolle auch bei einer anderen
schweren Netzhauterkrankung spielt, der schon vorhin
von mir erwähnten, zu Nierenleiden hinzutretenden Re-
tinitis. Man findet dabei, abgesehen von sonstigen Veränderungen,
die sonst völlig durchsichtige Netzhaut von zahlreichen opaken, hell
weiß aussehenden Flecken durchsetzt, welche sich allmählich ver-
größern und zu ausgedehnten weißen Flächen zusammenfließen
können. Dieses auffallende Bild kommt dadurch zu Stande, daß
große, mit Tröpfchen einer fettartigen Substanz erfüllte Zellen,
sog. Fettkörnchenzellen, in das Gewebe der Netzhaut zwischen
ihre wesentlichen Elemente dicht neben einander eingelagert sind.
Man hatte früher, in Übereinstimmung mit der in der Pathologie
herrschenden Lehre von der fettigen Degeneration, auch
Sitzungsberichte d. Heideib. Akad., math.-naturw. Ki. B. 1914. 3. Abh. 2