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Leber, Theodor; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1914, 3. Abhandlung): Über die Beteiligung der Chemotaxis bei pathologischen Vorgängen: Vortrag ... — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.34092#0018
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18 (B. 3)

Th. Leber:

dieses Auftreten mit Fett erfüllter Zellen auf eine solche Dege-
neration zurückgeführt und angenommen, daß sie durch eine
regressive Metamorphose der in der Netzhaut in gro-
ßer Zahl enthaltenen kleinen Nervenzellen, der sog.
Netzhautkörner, entstünden. Die fettige Degeneration wurde
früher in der Pathologie ganz allgemein als ein Vorgang angesehen,
bei welchem in Folge einer Ernährungsstörung die wesentlichen
Bestandteile der Zelle, die Eiweißkörper, unter Abspaltung von
Fett zerfallen sollen, wobei die Zelle allmählich zu Grunde geht.
Diese Lehre von der fettigen Degeneration hat aber in der letzten
Zeit einen erheblichen Stoß erlitten durch Beobachtungen bei Ver-
fettung gewisser Organe, aus welchen hervorgeht, daß das Fett
in diesen Fällen nicht das Produkt eines Zerfallsprozesses der Zelle
sein kann, weil es sich um Fett handelt, welches seiner Art
nach sicher von außen her in den Körper hineingelangt
sein muß.
Ich bin für die Verfettung der Netzhaut vor kurzem durch
ganz andere Erwägungen gleichfalls zu der Ansicht gelangt, daß
es sich dabei nicht um einen Zerfall der wesentlichen
Gewebselemente handeln kann, und zwar deshalb, weil
dabei eine Wiederherstellung der Funktion ausgeschlos-
sen sein würde. Eine solche kommt aber auch bei den höchsten
Graden der Verfettung der Netzhaut vor. Sie ist nur deshalb sel-
ten, weil es sich in der Mehrzahl der Fälle um chronische Nieren-
erkrankungen handelt und die Netzhautaffektion erst in einem
vorgerückten Stadium derselben auftritt, in welchem eine Heilung
ausgeschlossen ist. Nach sonstigen Erfahrungen ist eine Regenera-
tion der spezifischen Elemente der Netzhaut, zumal in solchem
Umfang, wie sie hier stattfinden müßte, ausgeschlossen. Der Zer-
fall eines so großen Teils derselben müßte also notwendig eine
bleibende Funktionsstörung mit sich bringen. Statt dessen sieht
man zuweilen in Fällen, wo das zu Grunde hegende Nierenleiden in
Heilung ausgeht, daß nicht nur die auf Verfettung beruhenden
weißen Flecke der Netzhaut allmählich spurlos verschwinden,
sondern daß auch das Sehvermögen sich vollkommen wieder-
herstellt.
Die Entstehung der F e 11 k ö r n c h e n z e 11 e n aus den
Nervenzellen der Netzhaut wird aber auch durch direkte
Beobachtungen ausgeschlossen. Nirgends sieht man im
Gewebe Übergangsformen zwischen beiden auftreten. Die Fett-
 
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