Metadaten

Moro, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1914, 5. Abhandlung): Über den Einfluß der Molke auf das Darmepithel — Heidelberg, 1914

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34097#0003
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Auf der Stuttgarter Naturforscherversammfung (1906) be-
richtete L. F. MEYER über einige Ernährungsversuche, die in der
pädiatrischen Literatur unter dem Namen der ,,Molkenaustausch-
versuche" bekannt sind.
L. F. MEYER verabreichte empfindlich reagierenden Säug-
lingen durch mehrere Wochen der Reihe nach 2 kalorisch gieich-
wertige, aber verschieden zusammengesetzte Nährgemische:
1. Kuhkasein und Kuhmilchfett in Frauenmolke,
2. Frauenkasein und Frauenmifchfett in Kuhmolke
und beobachtete, daß sich die Säuglinge während der Frauen-
mofkenperiode normal verhielten und gut gediehen, während der
Kuhmolkenperiode hingegen abnahmen, zum Teif sogar deutliche
dyspeptische Störungen aufwiesen. Diese ,,Molkenaustausch-
versuche" führten ihn damals zu dem bedeutsamen Schlusse,
daß die Hauptdifferenz in der Wirkung von Frauenmilch und Kuh-
milch auf den menschlichen Säugling in der Verschiedenheit beider
Molken gelegen sei, und zwar sollen es vor allem die Darmzelfen
des Säuglings sein, die in ihrer Funktion der Nahrung gegenüber
beeinträchtigt werden, sofern sie von der Kuhmolke, mit der sie
ja sehr bald nach der Nahrungsaufnahme in Kontakt treten —
also von einer ihnen biologisch nicht adäquaten Safzlösung um-
spült werden. Letzteres ist freilich nicht mehr als eine Vorstelfung,
eine Hypothese allerdings, die in den bekannten Studien von
HERBST und LoEB an niederen tierischen Organismen einen prä-
parierten Boden vorzufinden schien.
Trifft diese Vorstellung zu, dann ist damit für das Verständnis
der primären Pathogenese von gewissen Ernährungsstörungen
künstlich genährter Säuglinge manches gewonnen. Denn der sprin-
gende Punkt in der Lehre von der erworbenen Toleranzschwäche
ist zweifelfos die Begründung einer primären Insuffizienz der
Darmzelle.
Die Möglichkeiten allerdings, die bei Kuhmilchnahrung zu
einer Herabsetzung der Darmzelleistung führen können, sind un-
gemein zahlreich. Bei Überernährung, Inanition und Verwahr-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften