Lichtrückenreflex bei Insekten und Branchipus grubei. (B. 1) 9
oder um die Querachse eine Drehung ausführen. Hierauf kommt
das Seltsame: die Tiere hewegen sich in senkrecht stehenden
Kreisen, fortwährend sich wiederhofend, sotange die Unterbcieuch-
tung anhäit. Hierbei ist der hofdgekrümmte Rücken dem Mittet-
punkte des Kreises zugewandt, so daß der Krehs, wenn er der
Lichtquelfe benac]d)art ist, auf dem Baucii schwimmt, also die
normafe Stehung zum Licht einnimmt, währcnd er im oberen
Teif des Kreises natürlich auf dem Rücken hegt. Das Ganze steht
eine sehr kompiizierte fnterferenzerscheinung versc])iedener Re-
ffexe dar, die icl) vorerst nicdit zu anafvsieren wage. Sie ist viel-
lcicht bedingt durch den. starken Intensitätsabfah des Lichtes von
der Glühbirne bis zum oberen Teil des Standglases. Atan kann
sich vorstehen, daß ganz unten die Intensität groß genug war,
um dem Lichtrückenreflexe über die ihm entgegenwirkenden Re-
flexe das Übergewicht zu verschaffen, während von der Glüh-
birne entfernter das Kräfteverhalten das Umgekehrte ist. Leider
war es nicht möglich, dasExperiment mit Sonnenhcht zu wicder-
holen.
Kürzer kann ich mich über diejenigen Tiere aussprechen, die
kein Naupliusauge mehr besitzen. Sie reagieren auch noch, aber
bedeutend schwächer; häufig kommt es vor, claß sie längere Zeit
oder dauernd auf dem Rücken schwimmen. Es ist jedoch stets
auf den ersten Blick möglich, diese Operierten von den normalen
Vergleichstieren zu unterscheiden.
Zusammenfassend kann man also sagen, daß bei Branchipus
eine Arbeitsteilung zwischen beiden Augensorten in der Weise
eingetreten ist, daß die Facettenaugen hauptsächlich dem Bilder-
sehen, die Ocellen in erster Linie dem Lichtrückenreflex
dienen, an dessen Erhaltung aber auch die Facettenaugen in einem
gewissen Maße beteiligt sind.
Ein Analogieschluß auf dic mit beiden Augensorten versehenen
Insekten liegt äußerst nahe. Inwiewcit er den Tatsachen ent-
spricht, können nur zukünftige Experimente lehren. Immerhin
möchte ich heute schon den Gedanken ein wenig diskutieren, der
auch in den Ocellen der Insekten die Träger des Lichtrückenreflexes
erblickt. Über die Funktion der Oceflen gibt es eine große speku-
lative Literatur, die in scharfem Gegensatz zu dem fast völligen
Mangel wirklicb exakter Experimente steht. Über all clieses hat
unlängst (1909) DEMOLL eine sehr dankenswerte Zusammenstellung
gegeben, an deren Schinß er eine eigene Hypothese aufstelft.
oder um die Querachse eine Drehung ausführen. Hierauf kommt
das Seltsame: die Tiere hewegen sich in senkrecht stehenden
Kreisen, fortwährend sich wiederhofend, sotange die Unterbcieuch-
tung anhäit. Hierbei ist der hofdgekrümmte Rücken dem Mittet-
punkte des Kreises zugewandt, so daß der Krehs, wenn er der
Lichtquelfe benac]d)art ist, auf dem Baucii schwimmt, also die
normafe Stehung zum Licht einnimmt, währcnd er im oberen
Teif des Kreises natürlich auf dem Rücken hegt. Das Ganze steht
eine sehr kompiizierte fnterferenzerscheinung versc])iedener Re-
ffexe dar, die icl) vorerst nicdit zu anafvsieren wage. Sie ist viel-
lcicht bedingt durch den. starken Intensitätsabfah des Lichtes von
der Glühbirne bis zum oberen Teil des Standglases. Atan kann
sich vorstehen, daß ganz unten die Intensität groß genug war,
um dem Lichtrückenreflexe über die ihm entgegenwirkenden Re-
flexe das Übergewicht zu verschaffen, während von der Glüh-
birne entfernter das Kräfteverhalten das Umgekehrte ist. Leider
war es nicht möglich, dasExperiment mit Sonnenhcht zu wicder-
holen.
Kürzer kann ich mich über diejenigen Tiere aussprechen, die
kein Naupliusauge mehr besitzen. Sie reagieren auch noch, aber
bedeutend schwächer; häufig kommt es vor, claß sie längere Zeit
oder dauernd auf dem Rücken schwimmen. Es ist jedoch stets
auf den ersten Blick möglich, diese Operierten von den normalen
Vergleichstieren zu unterscheiden.
Zusammenfassend kann man also sagen, daß bei Branchipus
eine Arbeitsteilung zwischen beiden Augensorten in der Weise
eingetreten ist, daß die Facettenaugen hauptsächlich dem Bilder-
sehen, die Ocellen in erster Linie dem Lichtrückenreflex
dienen, an dessen Erhaltung aber auch die Facettenaugen in einem
gewissen Maße beteiligt sind.
Ein Analogieschluß auf dic mit beiden Augensorten versehenen
Insekten liegt äußerst nahe. Inwiewcit er den Tatsachen ent-
spricht, können nur zukünftige Experimente lehren. Immerhin
möchte ich heute schon den Gedanken ein wenig diskutieren, der
auch in den Ocellen der Insekten die Träger des Lichtrückenreflexes
erblickt. Über die Funktion der Oceflen gibt es eine große speku-
lative Literatur, die in scharfem Gegensatz zu dem fast völligen
Mangel wirklicb exakter Experimente steht. Über all clieses hat
unlängst (1909) DEMOLL eine sehr dankenswerte Zusammenstellung
gegeben, an deren Schinß er eine eigene Hypothese aufstelft.