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Bütschli, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1915, 2. Abhandlung): Bemerkungen zur mechanischen Erklärung der Gastrula-Invagination — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34100#0007
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Bemerkungenzurmechan. ErklärungderGastrula-Invagination. (B. 2) 7
erklären, namentlich wie der sich einstülpende Teil der Blastula-
wand seine nach außen konvexe Krümmung ahmählich verliert,
schiießiich eben wird und endiich nach innen konvex vorspringt,
indem er sich einstülpt. Um die Vorgänge objektiv verfolgen
zu können, operierte ich folgendermaßen. Bekanntiich finden
sich im Handel ganz dünne Geiatineplatten, die mit Heiligen-
biidchen, Versen oder dergleichen bedruckt werden. Solche Platten
zeigen die Erscheinung der Einkrümmung in hohem Grad, wenn
man sie auf die Hand legt, indem die letzterer zugekehrte Fläche
durch die, von der Hand ausgehende feuchte Luft etwas quült
und sich ausdehnt, was energische Krümmung bewirkt. Derartige
Platten, die ich zu meinemVersuche benutzte, waren, wie gesagt,
etwa 0,048 mm dick, was sich auf dem Querschnitt unter dem
Mikroskop ieicht feststellen iäßt. Damit sich eine solche Piatte
zu einem Haibkreis einkrümmt, muß sie, wie bemerkt, nach obiger
Formel eine Eängenzunahme ihrer konvexen Fläche von nur 0,15 mm
erfahren. — Aus einem etwa 2—3 cm breiten und 9,5 cm langen
Streif einer solchen Piafte kann man sich eine Art Modeil der
Biastula herstellen, indem man den Streif an seinen Enden an die
beiden Enden eines ebenso großen Streifs von gewöhnlichem
Schreibpapier oder dünnem Karton durch einfaches Befeuchten
des Geiatinestreifs ankiebt, nachdem man zuvor den Papier- oder
Kartonstreif mit einem Messerrücken mehrmais so gestrichen hat,
daß cr sich halbkreisförmig einkrümmte. Auf solche Weise erhält
man also gewissermaßen das Modeil des Durchschnitts einer
Biastula (s. Fig. I, 1), der durch die spätere Gastruiaachse geht, und
an dem der Gelatinestreif das spätere Entoderm, der Papierstreif
das Ektoderm repräsentiert. Wenn man nun ein solches Modell
in der Mitte des Papierstreifs aufhängt, indem man es etwa an
diesem Punkt in einen kleinen Retortenhaiter schwach einklemmt,
und hierauf den Gelatinestreif durch Annäherung eines geeigneten
Instruments, das mit heißem Wasser getränkt ist, in der Mittei-
region seiner Konkavfiäche etwas zur Quellung bringt, so sieht
man, wie sich seine nach. außen gerichtete konvexe Krümmung
sofort vermindert, er schiießlich eben wird, wobei sich natürlich die
Krümmung des Papierstreifs vermindert, indem dessen Enden etwas
auseinander geschoben werden. Die Form des Modeiis wird jetzt so,
wie es Fig. I, la zeigt, und ganz dieseibe, wie sie bei der typischen
Invagmation, z. B. der Amphioxusgastrula, beobachtet wird (vgi.
Fig. II, lb). Schreitet die Queiiung des Gelatinestreifs weiter fort,
 
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