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Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0013
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Julius Arnold in seinen Arbeiten.

(B. 5) 13

bei der Entzündung, die mehr Zellen, eine größere Menge Säfte aus
dem Blut zum Schutze aufbietet und davon auch nach verrichteter
Arbeit mehr wieder abzugeben hat; die pathologischen Vor-
gänge sind bloß Variationen der physiologischen. Die An-
wendung des Heraklitschen Satzes, daß der Kampf oder Streit
der Vater aller Dinge sei, auf Gedankengänge in der Biologie kann
nicht befremden in einer Zeit, die gewohnt ist, die wichtigsten
Ereignisse in der Biologie als einen Kampf ums Dasein zu ver-
stehen. Und wahrlich, gerade unsere Tage sind dazu angetan,
der Pathologie, der Lehre vom Leiden den Kampf als das Urbild
des beständigen Ringens zwischen Leben und Tod, das uns in der
Krankheit entgegentritt, vor die Augen zu führen. Wenn wir
besonders die Entzündung mit einem Kampf zwischen dem Organis-
mus und einem eingedrungenen Feind vergleichen, so glauben wir
damit nicht bloß ein anschauliches Bild, sondern das tiefere Wesen
des Vorganges getroffen zu haben. Alles was der Abwehr, Verteidi-
gung, der Überwindung und der Vernichtung des Gegners dient,
fassen wir als Entzündungsvorgänge zusammen; was nach
dem eigentlichen Kampf das Schlachtfeld säubert, die Trümmer
wegräumt, das gehört zur Reparation, und nun ist die Bahn
frei für den Aufbau, für die Neubildung, für neue Schöpfungen,
neue Saat, gleichsam die Friedensarbeit, für den Wiederersatz
des Verlorenen, Zerstörten, Abgestorbenen, kurz für die Regene-
ration. Seitdem nun durch ConNHEiM die Auswanderung der
weißen Blutkörper aus den Gefäßen in den Mittelpunkt der Ent-
zündung gestellt worden war, wurden Ziel, Aufgabe und Bestim-
mung dieser Zellen zum Hauptproblem der Entzündungslehre.
ARNOLD hat die Ansicht vertreten, und durch Versuche gestützt,
daß gewissen Leukocyten eine sehr vielseitige Tätigkeit in allen
3 Akten, also bei der Entzündung, der Reparation und der Regene-
ration zukomme, daß sie nach Bezwingung des Feindes, der Räu-
mung des Trümmerfeldes, auch selbst sich am Wiederaufbau,
nämlich der Neubildung des Bindegewebes und der Ausbildung
der Narbe beteiligten. Wanderzellen wurden in die Maschen von
Holundermarkplättchen wie in eine Falle gelockt und darin nach
Stunden und Tagen im überlebenden Zustand untersucht, nach
allen erdenklichen Methoden, wie es stets ARNOLD kennzeichnete.
Besonders empfahlen sich Wanderzellen im Rückenlymphsack des
Frosches, weil die Leukocyten des Kaltblüters dauerhafter sind
und sich langsamer verwandeln.
 
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