Julius Arnold in seinen Arbeiten.
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wollte, kam er zu der Ansicht, die neugebildeten Deckzellen seien
aus einer homogenen feinkörnigen Bildungsmasse herzuleiten, die,
ein Erzeugnis des Grundgewebes, sich erst nachträglich in Proto-
plasma umwandeln und in einzelne Zellen furchen sollte. Diese
Auffassung trägt gewisse Züge der alten Lehre von den ungeform-
ten Blastemen, aus denen Zellen entstehen sollten, ja sie neigt
sogar etwas zur Lehre der Urzeugung hin. Arnold hatte sie längst
als Irrtum erkannt, auch die Gründe der Täuschung eingesehen
und auch die Wundheilung nach dem Grundsatz der Spezifizität
der Gewebe gelehrt, daß die Wundfläche aus Bindegewebe, die
Überhäutung vom Oberhautepithel, die ernährenden Gefäße von
bestehenden Blutgefäßen geliefert werden. Heute beherrscht
dieser Grundsatz, dem nur wenige Ausnahmen zugestanden wer-
den, die ganze Regenerationslehre. Die Neubildung junger Capil-
laren verfolgte er im regenerierenden Lroschlarvenschwanz und in
der Hornhaut bei der Entzündung. Er schildert die spitz zulaufen-
den Sprossen, die von den bestehenden Gefäßen auswachsen, wie
diese in Protoplasmafäden und -Bogen auslaufen, die miteinander
in Verbindung treten, erst solid dann hohl werden, um schließlich
dem Blut neue Bahnen zu öffnen, was alles in 10—12 Stunden
fertig ist. In ein bis zwei Tagen werden größere Gefäßgebiete erstellt.
Durch die Wahl des regenerierenden Schwanzes gewann er einen
Vorsprung vor seinen Vorgängern, weil hier alles stürmischer ver-
lief und eine unmittelbare Übertragung auf die Pathologie erlaubte.
An der in Entzündung versetzten Hornhaut begleitet er die Bildung
der Gefäße, das Hohlwerden der anfänglich soliden Sprossen durch
Einschmelzen der zentralen Plasmamasse und legt damit den Grund
zum Verständnis der Vorgänge der Hornhautentzündung beim
Menschen. Diesen Untersuchungen ist die allgemeine Anerkennung
stets treu geblieben. Durch unzählige Nachbildungen sind sie
jedermann vertraut.
Über den Heilungsverlauf der Schußwunden hat uns ARNOLD
ein umfangreiches Werk aus dem Kriegsjahr 1870/71 hinterlassen,
eines der wenigen Zeugnisse anatomischer Betätigung im Kriege,
wohl das wertvollste Dokument neben demjenigen von KLEBS,
der hauptsächlich die septischen Infektionen, die 70—80% der
Verwundeten hinrafften, erforschte. Eine Vergleichung von einst
und jetzt ist umso lehrreicher, als man sich nicht bloß an die Be-
schreibung, sondern auch noch an die Präparate halten kann, die
eine Zierde unseres pathologischen Institutes bilden.
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wollte, kam er zu der Ansicht, die neugebildeten Deckzellen seien
aus einer homogenen feinkörnigen Bildungsmasse herzuleiten, die,
ein Erzeugnis des Grundgewebes, sich erst nachträglich in Proto-
plasma umwandeln und in einzelne Zellen furchen sollte. Diese
Auffassung trägt gewisse Züge der alten Lehre von den ungeform-
ten Blastemen, aus denen Zellen entstehen sollten, ja sie neigt
sogar etwas zur Lehre der Urzeugung hin. Arnold hatte sie längst
als Irrtum erkannt, auch die Gründe der Täuschung eingesehen
und auch die Wundheilung nach dem Grundsatz der Spezifizität
der Gewebe gelehrt, daß die Wundfläche aus Bindegewebe, die
Überhäutung vom Oberhautepithel, die ernährenden Gefäße von
bestehenden Blutgefäßen geliefert werden. Heute beherrscht
dieser Grundsatz, dem nur wenige Ausnahmen zugestanden wer-
den, die ganze Regenerationslehre. Die Neubildung junger Capil-
laren verfolgte er im regenerierenden Lroschlarvenschwanz und in
der Hornhaut bei der Entzündung. Er schildert die spitz zulaufen-
den Sprossen, die von den bestehenden Gefäßen auswachsen, wie
diese in Protoplasmafäden und -Bogen auslaufen, die miteinander
in Verbindung treten, erst solid dann hohl werden, um schließlich
dem Blut neue Bahnen zu öffnen, was alles in 10—12 Stunden
fertig ist. In ein bis zwei Tagen werden größere Gefäßgebiete erstellt.
Durch die Wahl des regenerierenden Schwanzes gewann er einen
Vorsprung vor seinen Vorgängern, weil hier alles stürmischer ver-
lief und eine unmittelbare Übertragung auf die Pathologie erlaubte.
An der in Entzündung versetzten Hornhaut begleitet er die Bildung
der Gefäße, das Hohlwerden der anfänglich soliden Sprossen durch
Einschmelzen der zentralen Plasmamasse und legt damit den Grund
zum Verständnis der Vorgänge der Hornhautentzündung beim
Menschen. Diesen Untersuchungen ist die allgemeine Anerkennung
stets treu geblieben. Durch unzählige Nachbildungen sind sie
jedermann vertraut.
Über den Heilungsverlauf der Schußwunden hat uns ARNOLD
ein umfangreiches Werk aus dem Kriegsjahr 1870/71 hinterlassen,
eines der wenigen Zeugnisse anatomischer Betätigung im Kriege,
wohl das wertvollste Dokument neben demjenigen von KLEBS,
der hauptsächlich die septischen Infektionen, die 70—80% der
Verwundeten hinrafften, erforschte. Eine Vergleichung von einst
und jetzt ist umso lehrreicher, als man sich nicht bloß an die Be-
schreibung, sondern auch noch an die Präparate halten kann, die
eine Zierde unseres pathologischen Institutes bilden.