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Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0016
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16 (B. 5)

P. ERNST:

Stehen die Regeneration und die Wundheilung beinahe
noch innerhalb derphysiologischenÄußerungendes Organismus, so
zwar, daß man jemand wegen eines heilenden Beinbruches, eines
neu sich bildenden Nagels oder Zahnes noch nicht krank zu nennen
pflegt, so überschreitet das pathologische Wachstum ent-
schieden diese Grenze. Als ein gutes Beispiel mag die Akromegalie,
eine besondere Art Riesenwuchs gelten, die PiERRE MARIE als
neues Krankheitsbild eingeführt hat. Die spitzen Enden oder
gipfelnden Teile der Gliedmaßen werden größer und gröber, die
Hände wie Tatzen, die Füße wie die eines Elephanten, der Unter-
kiefer ragt vor, die Zunge wächst und drängt sich zwischen die
Zähne hervor, die Nase wird plump, die Gesichtszüge vergröbern
sich und werden starr, löwenartig. FRIED REICH und ERB haben
zwei Brüder beschrieben, von denen der ältere zur anatomischen
Untersuchung kam, die ARNOLD mit peinlicher Genauigkeit aus-
führte. Von einem Riesenwuchse im Sinne des Längenwachstums
war keine Rede. Dieses wurde vorgetäuscht durch Verdickung
der Weichteile und durch Knochenwucherungen an den Enden.
Zwar schreitet die Dickenzunahme der Knochen gegen die Peri-
pherie fort, doch wiegt die Erkrankung der Endphalangen nicht
vor, wie bei einem anderen Krankheitsbild P. MARIES (Osteoarthro-
pathie hypertrophiante pneumique), in welches dieser Forscher
ARNOLDS Fall verweisen wollte. Die merkwürdige Krankheit
hängt mit einer drüsigen Geschwulst des Gehirnanhangs, der Hypo-
physis od. Glandula pituitaria zusammen, durch deren Entfernung
schon Fälle geheilt werden konnten. Eine solche Vergrößerung
jener Drüse fand nun ARNOLD zwar nicht, aber es ist seither bekannt
geworden, daß der eigentliche Hirnanhang ganz unverändert
sein kann, und daneben eine drüsige Geschwulst von gleicher
Struktur wie jene tief im Keilbeinkörper drinsteckt. Wir sind
vor einiger Zeit zur anatomischen Untersuchung des jüngeren
Bruders gerufen worden und nun gespannt, ob die genauere
Präparation etwa Ähnliches ergibt. Wenn nicht, dann wären diese
beiden Fälle nicht als echte Akromegalie anzuerkennen, und wir
müßten nach einer anderen Erklärung des Knochenwachstums
suchen. Wir fangen an, in jener Hypophyse, die nicht größer als
eine kleine Traubenbeere ist, ein zusammengesetztes wichtiges
Organ zu erkennen, dessen vorderer drüsiger Abschnitt durch
innere Sekretion eine Herrschaft über das Knochenwachstum aus-
übt, während vom nervös gebauten hinteren Abschnitt Entwicklung
 
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