Julius Arnold in seinen Arbeiten.
(B. 5) 17
und Ausbildung der Geschlechtsorgane und des Fettgewebes ab-
hängen. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Ein winziges Drüs-
chen liefert Reizstoffe, die das Skelett zu unerhörtem Wachstum
bis zur Mißgestalt anregen!
Die Produkte der Tuberkulose und Syphilis, des Strahlen-
pilzes und des Aussatzes sind ehedem als ge sch wulst ähnliche
Neubildungen aufgefaßt und von ViRCHOw noch in seinem
Geschwulstwerk abgehandelt worden. ARNOLD hat den Weg ge-
bahnt zu einer neueren freieren Auffassung, indem er zeigte, daß
die Entwicklungsstätte für den Bau des Tuberkels maßgebend
sei, und daß an seinem Aufbau je nach dem Standort verschiedene
Elemente sich beteiligen. Er ist demnach nur der Ausdruck der
Abwehrfunktion des Organismus auf eingedrungene Schäd-
linge. Heute fassen wir diese Krankheiten als spezifische Ent-
zündungen, also als Heilreaktionen auf, deren Eigenart zum
Teil von der lokalen Wirkung, zum Teil von der Giftigkeit der
Mikroben, zum Teil von der langwierigen Dauer des Prozesses
abhängt. In der Leber entwickelt sich der Tuberkel in den Schei-
den der Gallengänge und regt dabei dieselben zur Neubildung an,
wobei sich Gallengangsprossen an der Bildung von Riesenzellen,
für den Tuberkel charakteristischer Elemente, beteiligen, ähnlich
wie das schon von Blut- und Lymphgefäßen bekannt war. In der
Niere sprechen Kernteilungsfiguren an den Zellen der Harnkanäl-
chen für ihre Mitwirkung am Bau des Tuberkels und der Bildung
von Riesenzellen. Sogar an den Knäueln der Niere, die das Harn-
wasser liefern, erkennt man Wucherungsvorgänge. Also nicht bloß
Zwischengewebe, sondern auch spezifische Parenchyme sind an
der Tuberkelbildung beteiligt, und Riesenzellen entstehen auf
verschiedene Weise, und sind nichts Einheitliches. Auch beim
Lungentuberkel tritt ARNOLD für die Beteiligung der Endbläschen
mit ihren Zellen ein, da er Kernteilungen am wandständigen
Alveolarepithel fand. So faßt ARNOLD den Tuberkel nicht als
Neubildung aus lymphatischem und Granulationsgewebe, sondern
als umschriebenen Entzündungsherd. Mit Geist und Glück
hat mein Freiburger Kollege AscHOFF in einer akademischen Rede
versucht, die Kämpfe des Mikrokosmus gegen die Eindringlinge
mit den großen Kämpfen des Weltkrieges in Parallele zu setzen
und man kann getrost sagen, auch der Mikrokosmus kämpft gegen
verschiedene Feinde mit anderen Waffen, Truppengattungen und
Kampfmethoden. Er weiß sich auch gegen Giftangriffe zu wehren,
2
(B. 5) 17
und Ausbildung der Geschlechtsorgane und des Fettgewebes ab-
hängen. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Ein winziges Drüs-
chen liefert Reizstoffe, die das Skelett zu unerhörtem Wachstum
bis zur Mißgestalt anregen!
Die Produkte der Tuberkulose und Syphilis, des Strahlen-
pilzes und des Aussatzes sind ehedem als ge sch wulst ähnliche
Neubildungen aufgefaßt und von ViRCHOw noch in seinem
Geschwulstwerk abgehandelt worden. ARNOLD hat den Weg ge-
bahnt zu einer neueren freieren Auffassung, indem er zeigte, daß
die Entwicklungsstätte für den Bau des Tuberkels maßgebend
sei, und daß an seinem Aufbau je nach dem Standort verschiedene
Elemente sich beteiligen. Er ist demnach nur der Ausdruck der
Abwehrfunktion des Organismus auf eingedrungene Schäd-
linge. Heute fassen wir diese Krankheiten als spezifische Ent-
zündungen, also als Heilreaktionen auf, deren Eigenart zum
Teil von der lokalen Wirkung, zum Teil von der Giftigkeit der
Mikroben, zum Teil von der langwierigen Dauer des Prozesses
abhängt. In der Leber entwickelt sich der Tuberkel in den Schei-
den der Gallengänge und regt dabei dieselben zur Neubildung an,
wobei sich Gallengangsprossen an der Bildung von Riesenzellen,
für den Tuberkel charakteristischer Elemente, beteiligen, ähnlich
wie das schon von Blut- und Lymphgefäßen bekannt war. In der
Niere sprechen Kernteilungsfiguren an den Zellen der Harnkanäl-
chen für ihre Mitwirkung am Bau des Tuberkels und der Bildung
von Riesenzellen. Sogar an den Knäueln der Niere, die das Harn-
wasser liefern, erkennt man Wucherungsvorgänge. Also nicht bloß
Zwischengewebe, sondern auch spezifische Parenchyme sind an
der Tuberkelbildung beteiligt, und Riesenzellen entstehen auf
verschiedene Weise, und sind nichts Einheitliches. Auch beim
Lungentuberkel tritt ARNOLD für die Beteiligung der Endbläschen
mit ihren Zellen ein, da er Kernteilungen am wandständigen
Alveolarepithel fand. So faßt ARNOLD den Tuberkel nicht als
Neubildung aus lymphatischem und Granulationsgewebe, sondern
als umschriebenen Entzündungsherd. Mit Geist und Glück
hat mein Freiburger Kollege AscHOFF in einer akademischen Rede
versucht, die Kämpfe des Mikrokosmus gegen die Eindringlinge
mit den großen Kämpfen des Weltkrieges in Parallele zu setzen
und man kann getrost sagen, auch der Mikrokosmus kämpft gegen
verschiedene Feinde mit anderen Waffen, Truppengattungen und
Kampfmethoden. Er weiß sich auch gegen Giftangriffe zu wehren,
2