Metadaten

Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0021
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Julius Arnold in seinen Arbeiten.

(B. 5) 21

Durch vielseitige und originelle Technik weist ARNOLD in den roten
Blutkörpern einen Innenkörper aus feinfädiger und körniger Sub-
stanz nach, als Rückbildungs- und Umwandlungsprodukt des
früheren Kerns. Diese Nucleoidmasse ist von feinfädiger Zone mit
Haemoglobin und körnig hyalinem Paraplasma umgeben. In Jod-
kalilösung konnte er die roten Blutkörper Stunden und Tage lang
beobachten. Sie gerieten dabei in zitternde, tanzende und drehende
Bewegung und entsandten feine körnige Ausläufer und Fortsätze,
die sich wie Geißeln bewegten, sich abschnürten und nun als
freie Körperchen umherschwammen, um wiederum zu Haufen und
Ballen feinkörniger Substanz zusammenzufließen. Das sind nach
ARNOLD die Blutplättchen, die er nicht als dritten selbständigen
Bestandteil des Blutes, sondern als Abschnürungs- und Ausschei-
dungsprodukt der roten Blutzellen auffaßt. Der Gehalt der Blut-
plättchen an Nukleoalbumin ist für ihre Herkunft von weißen
Blutzellen verwendet worden, mit zweifelhaftem Recht, seitdem
auch im Innenkörper der roten Blutkörper Nukleoid nachgewiesen
ist, denn ihre ehemalige Kernsubstanz ist nicht ausgestoßen, son-
dern nur umgewandelt Diesen Blutplättchen ist aber bei der
Blutgerinnung und Pfropfbildung eine bedeutende Rolle zuge-
wiesen. Im überlebenden Blut innerhalb Hollundermarkmaschen
sah man Fibrinfäden mit Blutplättchen und roten Blutkörpern
Zusammenhängen als ob sie aus ihnen ausgetreten wären. Gegen-
über der herrschenden Anschauung von der wesentlichen Beteili-
gung weißer Blutkörper bei der Gerinnung hebt ARNOLD die Mit-
wirkung roter Blutkörper hervor und zwar eben durch ihre Ab-
schnürung von Blutplättchen, deren Bedeutung für die Gerin-
nung auch von anderer Seite anerkannt ist. Es handelt sich hier
um wichtige Dinge, da Blutgerinnung, Pfropfbildung, embolische
Verschleppung, Verstopfung der Arterien lebenswichtiger Organe
wie Hirn und Herz im Mittelpunkt der Pathologie stehen.
Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß ARNOLDS Ablei-
tung der Blutplättchen von roten Blutkörpern zwar viele Anhän-
ger, aber auch viele Gegner hat, von denen die einen sie als Leuko-
cyten-Derivate, andere sie als selbständige zellige Gebilde mit
Kern und Eigenbewegung auffassen, wofür sich namentlich DEET-
JEN, unser im Felde gefallene Heidelberger Kollege, eingesetzt
hat. Die Gegner ARNOLDS leugnen nicht den Zerfall der roten
Blutkörper in körnchenartige Trümmer, wollen aber diese nicht
als Blutplättchen gelten lassen, denen sie vielmehr eine ganz selb-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften