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Ernst, Paul; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 5. Abhandlung): Julius Arnold in seinen Arbeiten: Vortrag ... — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34600#0022
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22 (B. 5)

P. ERNST:

ständige Stellung zuschreiben. ARNOLDS Ansicht befriedigt da-
durch, daß sie in der Gerinnung ein Absterben des Blutes siebt.
Auch vereinigt sie die beiden Typen der intravaskulären Gerin-
nung, die Goagulation und die Conglutination, indem sie bei der
Coagulation eine Abscheidung von Fibrin durch Substanzen
geschehen läßt, die in gelöster Form durch Plasmolyse aus den
Erythrocyten austreten, während bei der Conglutination körper-
liche Gebilde durch Plasmorrhexis und Plasmoschisis abgeschnürt
werden und zusammensintern.
Aber mit diesen Arbeiten ist ARNOLDS Interesse am Kreislauf
nicht erschöpft. Wir verdanken ihm Schilderungen eines frei be-
weglichen Kugelthrombus im linken Vorhof, von dem vermutet
worden war, daß er gelegentlich das atrioventrikulare Ostium ver-
legen und da'durch Herzasthma und den Tod verursachen könne,
was ARNOLD für unbewiesen hält. Dann hat er ältere Beobachtun-
gen über retrograden, also gegen den Strom gerichteten Transport
körperlicher Gebilde in den Venen im Tierversuch verfolgt, das
wirkliche Vorkommen eines solchen rätselhaften Vorganges be-
stätigt und auf seine Bedeutung für Infektions- und Geschwulst-
metastase hingewiesen. Auch diese Versuche sind Muster vielsei-
tiger Methode und umsichtiger Anordnung.
Im Jahre 1879 berichtete ARNOLD über die feinere Struktur
der Zellen unter normalen und pathologischen Bedingungen,
beschrieb fädige Verbindungen zwischen Kern und Protoplasma,
und erweiterte die Definition der Zelle MAX ScHULTZES dahin, daß
Kern und Protoplasma in homogener Grundsubstanz eingebettete
Körner und Fäden enthalten. Seither hat ihn besonders das
Protoplasmarätsel nicht mehr losgelassen, vielmehr die letzten
20 Jahre seines Lebens dermaßen gefesselt, daß er seine reichen
Beobachtungen im Sommer 1914 in einem ansehnlichen Werk über
Plasmastrukturen der Welt noch kurz vor seinem Tode ver-
machen konnte. Seine Anschauungen über den Bau des Proto-
plasmas verdichten sich in der Plasmosomen-Granulalehre. Zieht
man vom Zellplasma alles ab, was sich als körnige Granula, fädige
Filamente, fadenkörnige Mitochondrien differenziert und abhebt,
so bleibt die anscheinend homogene Grundsubstanz, oder die
Intergranularsubstanz, die ARNOLD das Protoplasma im engeren
Sinne nennt. Isolierungsversuche mit Jodkali lassen in ihr einen
Aufbau aus feinen Körnchen und Fäden (Plasmosomen und Plas-
momiten) erkennen, während diese Substanz bisher lediglich
 
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