24 (B. 5)
P. ERNST:
wenn ferner BENDAS Mitochondrienbegriff nur Erzeugnisse einer
einzigen Färbemethode umfaßte und die Anerkennung einer
Spezifität forderte, deren sie bald entkleidet werden mußte, so
bietet ARNOLDS Plasmosomenlehre den Vorzug, daß sie alle diese
Plasmagebilde beachtet und verwertet, und ihre Bedeutung für
die Zusammensetzung des Plasmas einschätzt und abwägt. B ÜTScu-
Lis berühmte Wabenlehre berücksichtigt nicht nur die Zellstruktur,
sondern versucht eine Erklärung des Plasmas überhaupt und seiner
Eigenschaften, besonders seiner Bewegungen und stützt sich auf
physikalisch-chemische Vorstellungen, worin ihre besondere Stärke
ruht. Sie setzt sich die Ermittlung der elementaren Struktur zum
Ziele und eröffnet ähnlich wie die Versuche QuiNCKES Ausblicke
in die physikalische Organisation der Zelle, während die Plasmo-
somenlehre auf die Erforschung der Formbestandteile und ihrer
Funktionen gerichtet ist, womit sie wiederum das biologische
Bedürfnis befriedigt. Übrigens sind Berührungspunkte genug
zwischen beiden Anschauungen. Die Schaumlehre rechnet auch
mit Granula und Fäden auf den Schaumwänden, und RHUMBLER
schreibt dem Protoplasma als einem heteromorphen Spumoid die
Fähigkeit zu, unter Umständen lokale und temporäre Verfesti-
gungen auszuführen und feste Ausscheidungsprodukte, Einlagerun-
gen fester Körperchen oder Zellmembranen oder innere Gerüste
zu liefern. Anderseits hat ARNOLD an den Epithelien der lebenden
Froschzunge bei Berieselung mit Salzlösung von verschiedenen
Konzentrationen die Umwandlung einer granulären in eine wabige
Struktur direkt unter dem Mikroskop in allen Phasen verfolgt.
Er sah durch Quellung der Granula Wabenbilder entstehen, die
wiederum durch Wechseln der Irrigationsflüssigkeit sich in granu-
läre Strukturen umwandelten, also reversibel waren. Die Haupt-
stärke der Plasmosomenlehre ist aber ihre funktionelle Seite.
Eine Theorie des lebenden Protoplasma muß geprüft werden mit
dem Maßstab der Lebenserscheinungen. Den Sinn und Nutzen der
pLEMMiNG sehen Mitome hat man nie erfahren. Auch ist es an sich
keine wichtige Angelegenheit, ob das primitive Bauelement des
Plasma ein Korn, ein Faden, ein Stäbchen, ein Netz, ein Bläschen
oder eine Schaumkammer sei, wenn man die Struktur nicht in den
Dienst einer Funktion stellen, ihre Leistungen und Verrichtungen
für den Lebensvorgang ausprüfen kann. Darin zeigt sich nun
ARNOLDS ganze Meisterschaft im Ausdenken und Anordnen sinn-
reicher und unerschöpflich vielseitiger Versuche, die alle darauf
P. ERNST:
wenn ferner BENDAS Mitochondrienbegriff nur Erzeugnisse einer
einzigen Färbemethode umfaßte und die Anerkennung einer
Spezifität forderte, deren sie bald entkleidet werden mußte, so
bietet ARNOLDS Plasmosomenlehre den Vorzug, daß sie alle diese
Plasmagebilde beachtet und verwertet, und ihre Bedeutung für
die Zusammensetzung des Plasmas einschätzt und abwägt. B ÜTScu-
Lis berühmte Wabenlehre berücksichtigt nicht nur die Zellstruktur,
sondern versucht eine Erklärung des Plasmas überhaupt und seiner
Eigenschaften, besonders seiner Bewegungen und stützt sich auf
physikalisch-chemische Vorstellungen, worin ihre besondere Stärke
ruht. Sie setzt sich die Ermittlung der elementaren Struktur zum
Ziele und eröffnet ähnlich wie die Versuche QuiNCKES Ausblicke
in die physikalische Organisation der Zelle, während die Plasmo-
somenlehre auf die Erforschung der Formbestandteile und ihrer
Funktionen gerichtet ist, womit sie wiederum das biologische
Bedürfnis befriedigt. Übrigens sind Berührungspunkte genug
zwischen beiden Anschauungen. Die Schaumlehre rechnet auch
mit Granula und Fäden auf den Schaumwänden, und RHUMBLER
schreibt dem Protoplasma als einem heteromorphen Spumoid die
Fähigkeit zu, unter Umständen lokale und temporäre Verfesti-
gungen auszuführen und feste Ausscheidungsprodukte, Einlagerun-
gen fester Körperchen oder Zellmembranen oder innere Gerüste
zu liefern. Anderseits hat ARNOLD an den Epithelien der lebenden
Froschzunge bei Berieselung mit Salzlösung von verschiedenen
Konzentrationen die Umwandlung einer granulären in eine wabige
Struktur direkt unter dem Mikroskop in allen Phasen verfolgt.
Er sah durch Quellung der Granula Wabenbilder entstehen, die
wiederum durch Wechseln der Irrigationsflüssigkeit sich in granu-
läre Strukturen umwandelten, also reversibel waren. Die Haupt-
stärke der Plasmosomenlehre ist aber ihre funktionelle Seite.
Eine Theorie des lebenden Protoplasma muß geprüft werden mit
dem Maßstab der Lebenserscheinungen. Den Sinn und Nutzen der
pLEMMiNG sehen Mitome hat man nie erfahren. Auch ist es an sich
keine wichtige Angelegenheit, ob das primitive Bauelement des
Plasma ein Korn, ein Faden, ein Stäbchen, ein Netz, ein Bläschen
oder eine Schaumkammer sei, wenn man die Struktur nicht in den
Dienst einer Funktion stellen, ihre Leistungen und Verrichtungen
für den Lebensvorgang ausprüfen kann. Darin zeigt sich nun
ARNOLDS ganze Meisterschaft im Ausdenken und Anordnen sinn-
reicher und unerschöpflich vielseitiger Versuche, die alle darauf