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Buddenbrock, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 1. Abhandlung): Die Lichtkompaßbewegungen bei den Insekten, insbesondere den Schmetterlingsraupen — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34624#0018
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10 (B. 1)

W. von BuDDEiXBROCK:


einen Lichtstrahl verfolgen; wird ihr Körper aus der
Richtung desselben gebracht, so kehrt er automatisch
in denselben zurück". Auf Seite 143 finden wir den Satz: ,,Der
phototropisch orientierte Organismus steht
*y** \w/G in einem Gleichgewicht zum Licht", ein
-Z. "mfwV* Ausdruck, der dann folgendermaßen de-
finiertwird: ,,Die normale Gleichgewichts-
lage eines phototropischen Organismus
zum Lichtstrahl ist diejenige, bei welchem
der Organismus die größte Stabilität zum
Licht besitzt: also wenn das Tier mit
seiner Symmetrieebene in der Rich-
tung des Lichtstrahls liegt, denn wird
das Tier aus dieser Orientierung gebracht,
so kehrt es wieder in dieselbe zurück —
Die Deutung, die RvDL seinen Ver-
suchen zugrunde legt, ist aber offenbar
nicht die einzig mögliche. Von Anfang
an war es mir aufgefallen, daß meine
Raupenversuche nur im vollen Sonnenlicht
gelangen. Schon eine ganz leichte Be-
wölkung verhindert die Raupe, längere
Strecken geradeaus zu laufen, sie kriecht
wohl ein Stück weit, kehrt aber bald um,
77* - wendet sich nach rechts und links, kurz
' sie vollführt eine desorientierte Bewegung
ähnlich wie im Dunkeln, wenn auch nicht
so ausgeprägt. Dies legt den Gedanken
nahe, daß es nicht irgend ein hypo-
thetischer vor ihr liegender Marschrich-
tungspunkt ist, nach dem sie sich richtet,
sondern daß sie sich nach der Sonne
orientiert, indem sie die Sonnenstrahlen
stets unter gleichem Winkel schneidet.
Die experimentelle Prüfung dieser Frage, die RvDL über-
sehen hat, ist an sich sehr einfach. Ungünstige Umstände zwangen
mich jedoch zu einer frühzeitigen Unterbrechung meiner Sommer-
Studien, so daß ich erst im Winter wieder an diese Sache heran-
treten konnte. Als Objekte dienten mir einige im Walde unter
der Moosdecke ausgegrabene Eulenraupen, als Lichtquelle eine


Fig. 4. Lichtkompaßbewegung
einer Eulenraupe.
Solange nur die Lampe I
brennt, kriecht das Tier von
links nach rechts. Schaltet
man I aus und II ein, so kehrt
es um und bewegt sich von
rechts nach links.
 
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