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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0071
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Zur Entwickelungs-Physiologie der Farnprothallien.

(B. 3) 71

besondere Stellung ein. Da die Lösung sehr lichtschwach war, so
hätte man erwarten sollen, daß sie gewirkt hätte wie schwächeres
Rot-Gelb, d. h. eine sehr starke Streckung der Keimfäden bei
geringer Teilung hervorgerufen hätte. Allerdings ist die Strek-
kung stärker als beim Grün, aber es trat Prothalliumbildung ein,
was beim Rot-Gelb nur bei hoher Lichtenergie möglich ist.
Dabei ist das Meristem wie beim Rot-Gelb terminal. Wahr-
scheinlich hegt hier eine kombinierte Wirkung der gelben und grünen
Strahlen vor; wir werden auf die Frage weiter unten zurückkom-
men. Jedenfalls befinden sich die Keimlinge im gelbgrünen Licht
wie auf einer ganz schmalen Grenze. Kleine Änderungen bewirken
den Ausschlag mehr nach der gelben oder der grünen Seite, so daß
z. B. die Prothallien als solche fortwachsen oder das Auswachsen
einzelner Zellen aufweisen.
Es schien von besonderem Interesse zu sein, die Wirkung des
Grüns der Chlorophyllösung zu untersuchen, da bei dicht wachsen-
den Keimlingen das Licht nach dem Durchgang chlorophylhaltiger
Zellen in veränderter Qualität auf darunter hegende Keimlinge
wirken muß. Ich nahm ein Absorptionsgefäß von 15 X 15 cm
mit einer frisch bereiteten alkoholischen Chlorophyllösung (Schicht-
dicke 1.6 cm); das Gefäß war oben mit Glasdeckel verschlossen
und paraffiniert. Es bildete die Vorderwand eines Dunkelkäst-
chens und stand an einem Nordfenster. In das Kästchen kamen
in vertikaler Lage 2 Agarkulturen, von denen die eine mit Sporen
besät war, die andere ganz junge Keimlinge enthielt. Die grüne
Lösung zeigte das äußerste Rot, dann den starken Absorptions-
streifen zwischen 680—620, die schwächeren Absorptionsstreifen
im Orange, Gelb, Grün und die starke Absorption im Blau-Violett.
Der Versuch begann am 27. X. 16; neben dem Kästchen stan-
den 2 entsprechende Kontrollkulturen. Die Sporen keimten im
weißen Licht bei der Temperatur 18—23° in 6 Tagen und bildeten
Prothallien in 9 Tagen; die jungen Keimlinge zeigten nach 5 Tagen
Längsteilungen.
Hinter der Chlorophyllösung gingen die jungen Keimlinge
anstatt Prothallien zu bilden, zur Streckung über, es entstanden
lange dünne Keimfäden. Die Sporen in der anderen Kultur
keimten nach 7 Tagen noch nicht. In dieser Zeit hatte sich die
Chlorophyllösung verfärbt, sie war etwas durchlässiger für Rot
und auch für Blau geworden. Sie wurde durch eine gleiche Lösung,
die im Dunkeln aufbewahrt worden war, ersetzt. Neben die
 
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