Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

10 (B.4) 0. BüTscHLi: Notiz zu meiner Erklärung der Quellung.
suchten Papierfäden etwa 2—2,5%). Werden sie hierauf getrocknet,
so tritt jedoch nicht etwa wieder Verlängerung ein, sondern wei-
tere Verkürzung auf etwa insgesamt 4—6% der ursprünglichen
Länge. — Jedenfalls werden diese gedrillten Fäden oder Taue
unter Dehnung hergestellt, wie sich ja auch schon daraus ergibt,
daß bei der Drillung, bei Festlegung der beiden Endpunkte der
Fäden, eine Dehnung der Einzelfäden, aus denen sie hergestellt
wurden, stattfinden muß, indem letztere hierbei aus ihrer ur-
sprünglichen geraden Erstreckung in die einer Schraubenlinie
übergehen. Wahrscheinlich erscheint mir ferner, daß sich die so
gedrillten und gedehnten Einzelfäden wegen gegenseitiger Hinde-
rung nicht mehr zu ihrer ursprünglichen Länge zusammenziehen
können, sich also dauernd in etwas gedehntem Zustand befinden.
Hierfür spricht auch, daß man die getrockneten und verkürzten
Papierfäden, von denen oben die Rede war, durch Dehnung und
Drillung wieder etwa auf die ursprüngliche Länge bringen kann,
worauf sie sich beim Aufquellen in Wasser von neuem verkürzen.
Ich bin daher der Meinung, daß die Verkürzung der gedrillten
Fäden und Taue auf einer gewissen Dehnung der sie zusammen-
setzenden Einzelfasern (Bastfasern, Papierfasern) beruht, die sich
beim Aufquellen entsprechend dieser Dehnung verkürzen; die
weitere Verkürzung beim Trocknen beruht dagegen auf der Auf-
hebung der Quellung überhaupt. Dementsprechend dürfte sich
wahrscheinlich auch die einzelne Bastfaser, wenn sie etwas gedehnt
und in diesem Zustand festgehalten würde, bei der Quellung in
Wasser etwas verkürzen; doch bedarf dies eingehender Unter-
suchung.