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Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0012
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12 (B. 10)

ÜURT ELZE:

dabei mechanische, äußere Arbeit zu ieisten. Die von einem solchen
Ruhezustand ausgehende Kontraktion erfolgt im Vergleich zur
quergestreiften Muskulatur träge. Der charakteristische Unter-
schied zwischen dem Ruhezustand etwa hei stärkster Verkürzung
der kontraktilen Elemente, der gewöhnlich als maximale Dauer-
kontraktion bezeichnet wird, und der wirklichen Kontraktion hegt
darin, daß hei der letzteren mechanische Arbeit geleistet wird, und
daß sie vorübergehend ist, mag sie auch noch so langsam ablaufen.
Sie erfolgt unter gewöhnlichen Umständen auf nervöse Reize hin,
was für den Ruhezustand, mag er Dauererschlaffung oder Dauer-
kontraktion sein, unwahrscheinlich, mindestens nicht bewiesen ist;
sie erfolgt außerdem unter veränderten Umständen, auf mecha-
nische, thermische und andere Reize hin. Diese fremden Reize
sind, wenn auch nicht bei der Konservierung, so doch bei den
gewöhnlichen Allgemeinbedingungen, unter welchen der Tod ein-
tritt, auszuschließen. Es wäre aber an sich denkbar, daß ein Magen
bis zum Augenblicke seines Todes in Tätigkeit bliebe, und daß
seine Muskulatur mitten in einer Austreibungsphase aus der aktiven
Kontraktion in den Ruhezustand überginge und in diesem von
der Totenstarre betroffen würde. In diesem, mir wohl denkbaren,
aber nicht sehr wahrscheinlichen Falle müßte der tote Magen ein
Rild darbieten aus der Reihe derer, die uns durch die Röntgen-
untersuchungen des tätigen Magens bekannt sind. Noch kein
solches Bild eines Leichenmagens ist aber bisher bekannt geworden,
wie sich im Laufe der nachstehenden Ausführungen ergeben wird.
Anders der Alagen, der in einem Ruhezustand, in dem er sich
schon vor Eintritt des Todes befunden hat, von der Totenstarre
befallen wird. Er wird das vorher dargebotene Bild beibehalten,
ohne daß man erwarten müßte, daß dieses Bild mit den Röntgen-
bildern des tätigen Alagens übereinstimmt, höchstens mit denen
des ruhenden, soweit solche Bilder überhaupt erhalten oder er-
schlossen werden können. Ein solcher Alagen ist sicherlich der in
Fig. 2 abgebildete: der im Ruhezustand bei äußerster Verkürzung
der Muskelzcllen von der Totenstarre ergriffene Alagen.
Alit dieser Feststellung lasse ich es hier bewenden, da ich
noch in einem späteren Kapitel, das den Vergleich der Leichen-
formen mit den Röntgenbildern zum Gegenstand hat, auf diese
Frage eingehen muß. Dagegen möchte ich noch einzelne Einzel-
heiten der Magenform besprechen, die für die Abgrenzung der ver-
schiedenen Abschnitte des Alagens in der Literatur eine Rolle spielen.
 
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