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Elze, Curt; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 10. Abhandlung): Über Form und Bau des menschlichen Magens — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36562#0013
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Über Form und Bau des menschlichen Magens.

(B. 10) 1

Von der Furche, die an der großen Kurvatur des embryo-
nalen Magens nach der Darstellung von ScHWALBE als ,,Incisura
major corporis ventriculi" die Grenze zwischen ,,Saccus cardiacus"
und,,Tubus gastricus" bilden soll, kann ich absehen, da sie am
Magen des Erwachsenen niemals mit wirklicher Sicherheit fest-
stellbar ist, was auch ScHWALBE bis zu einem gewissen Grade
zugibt. Hingegen bedarf zunächst der Begriff der ,,Incisura angu-
laris" (His) einer Erörterung. Als ,,Incisura angularis" bezeichnet
His ,,die tief einschneidende Furche an der kleinen Kurvatur".
,,Die Grenze der Pars pylorica des Magens ist auf der Seite der
kleinen Kurvatur durch die Incisura angularis scharf bezeichnet"
(S. 350). Und ScnwALBE (S. 38/39) sagt: ,,Über ihre (der Pars
pylorica) Abgrenzung an der Seite der kleinen Kurvatur kann ja
nicht der geringste Zweifel bestehen, da hier die scharfe Abknik-
kung in der Incisura angularis auf der Außenfläche stets eine
scharfe Grenze der Pars pylorica darbietet". — Nach diesen Äuße-
rungen müßte man annehmen, daß die ,,Incisura angularis"
erstens an jedem Magen vorhanden ist, und zweitens stets an der
gleichen Stelle liegt. Das ist aber, seihst an den von His abgebil-
deten Mägen keineswegs der Fall. An dem typischen Magen der
Schulanatomie (Fig. I) ist sie zwar vorhanden und schwankt
auch in ihrer Lage nicht bedeutend. Bei den meisten anderen
Formen fehlt sie oder ist nur andeutungsweise vorhanden und nicht
mit Sicherheit zu identifizieren. So entsprechen die Inzisuren der
kleinen Kurvatur in Fig. 2—4 der Incisura angularis jedenfalls
nicht. Außerdem kommen, gelegentlich bei fehlender Incisura
angularis, winkelige Abknickungen der kleinen Kurvatur vor,
die ebenfalls mit der Grenze der Pars pylorica sicherlich gar nichts
zu tun haben (z. B. AscuoFF Fig. 15 u. 19, FoRSSELL Fig. 2 Taf.V,
Fig.6 Taf.X, WERNSTEDT(32) Textfig. 6a bezw. Fig. 7, Taf. XV).
Wichtiger ist, daß die Incisura angularis bei der Entleerungs-
bewegung des Ganalis in die peristaltische Ringwelle einbezogen
wird und mit dieser gegen den Pylorus hinwandert. Sie ist denn
auch gelegentlich von den Röntgenologen mit dem in die kleine Kur-
vatur einschneidenden Teil der Ringwelle verwechselt worden. Das
bedeutet einen grundlegenden Irrtum: die Incisura angularis ist
keine Erscheinung an der Bewegungsform des Magens, sondern
an der Belastungsform. Sie ergibt sich bei der Dehnung des Magens
aus der Mechanik der Ligamenta ventriculi (s. S. 39), ist deshalb
auch nur an gedehnten, nicht an kontrahierten Mägen vorhanden.
 
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